»Ich werde immer nur nach meiner Mutter gefragt«

Als Kind berühmter Schauspieler muss man sich oft stark abgrenzen, um selbst berühmt zu werden. Nicht im Fall von Kate Hudson.

Kate Hudson (Foto: Getty)

SZ-Magazin: Sie sind die Tochter der Schauspielerin Goldie Hawn und haben nach allem, was man hört, ein fabelhaftes Verhältnis zu ihr. Sie sind eine erfolgreiche Schauspielerin, außerdem Mutter zweier Söhne, zehn und drei Jahre alt. Wie nehmen Sie sich vor allem wahr, als Mutter oder als Tochter?
Kate Hudson: Man ist immer erst mal die Tochter. Damit fängt ja alles an. Ich bin 35 Jahre lang eine Tochter gewesen, und meine Mutter ist meine beste Lehrerin. Alles, was ich meinen Kindern beibringe, habe ich von meinen Eltern gelernt. Na ja, vielleicht nicht alles. Aber ich bin sogar als Mutter eine Tochter.

Was machen Sie anders als Ihre Eltern?
Das sind Dinge, die ich nicht unbedingt mit der Öffentlichkeit teilen möchte.

Sie werden ständig mit Ihrer Mutter zusammen fotografiert, beide mit langen blonden Haaren und lachenden Gesichtern. Sind Sie so lustig?
Das müssten Sie die Leute fragen, die mit mir zu tun haben. Ich habe gern Spaß, bin aber keine große Komikerin. Mein Bruder war der Clown in der Familie, und ich musste ihm applaudieren.

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Was ist das Wichtigste, das Sie von Ihren Eltern gelernt haben?
Arbeitsmoral. Sie haben beide viel gearbeitet, das lief alles sehr diszipliniert und professionell ab. Gleichzeitig waren sie immer für uns da und haben uns richtig zugehört. Sie haben sich für uns interessiert.

Wenn Sie von Ihren Eltern sprechen, meinen Sie Ihre Mutter – und Ihren Stiefvater, den Schauspieler Kurt Russell?
Klar. Ich bin mit ihm als Vater aufgewachsen.

Wie nennen Sie ihn?
Pa, Dad, Kurt. Meistens Pa.

Und Ihre Mutter?
Wir haben sie immer Mama genannt. Jetzt, als Großmutter, heißt sie Gogo. Und Kurt heißt Gogi.

Das klingt alles, als wären sich Ihre Mutter und Kurt Russell in den meisten Dingen einig. Sind sie sich auch ähnlich?
Gar nicht. Ich habe eine sehr optimistische Mutter – übrigens tendieren viele Leute ja dazu, Optimisten zu unterstellen, keinen Tiefgang zu haben oder ignorant zu sein. Meine Mutter ist ein sehr achtsamer, feinfühliger Mensch. Sie ist nicht einfach so gut drauf. Sie hat sich dafür entschieden, dem Leben die guten Seiten abzugewinnen – als Konsequenz, die sie aus einer sehr schwierigen Kindheit gezogen hat. Mein Vater, Pa, Kurt, ist durch und durch Realist.

Und Sie, was sind Sie?
Ein optimistischer Realist. Mir geht es gut, aber ich schwebe nicht über den Wolken.

Sind Sie eine Muttertochter? Oder vielleicht doch eine Vatertochter?
Ich werde immer nur nach meiner Mutter gefragt, nie nach meinem Vater. Meine Mutter und ich sind uns tatsächlich unheimlich nahe. Das liegt aber nicht daran, dass ich meinem Vater nicht nahe wäre, sondern daran, dass meine Mutter und ich bisher die einzigen Frauen in der Familie waren. 34 Jahre lang. Nun hat mein Bruder ein Mädchen bekommen. Nach vier Enkeln endlich die Enkelin! Wir sind jetzt also drei Frauen in der Familie.

Sie sagen, Sie haben viel von Ihren Eltern gelernt. Was ist der beste Rat, den sie Ihnen gegeben haben?
Als ich meinen ersten Sohn Ryder bekam, hat Kurt gesagt: Welche Erwartungen auch immer du an deinen Sohn hast – er wird sie nicht erfüllen. Er hat das so ernst und eindringlich gesagt, dass ich wusste: Ich darf das Leben meiner Kinder nicht planen, bevor sie es leben.

Hat Kurt diesen Rat selbst beherzigt?
Total. Es gab überhaupt keinen Druck. Keine Erwartungen, denen ich entsprechen musste.

In Ihrem neuen Film, Wish I Was Here, stellt der Vater sehr hohe Erwartungen an seine Kinder und wird enttäuscht: Beide sind in seinen Augen Versager.

Eigentlich ist er vor allem zu streng mit sich selbst und hat seinen Söhnen etwas vorgelebt, von dem sie sich unbedingt distanzieren wollen. Man sieht oft Kinder, die sich daran abarbeiten müssen, sich von ihren Eltern zu unterscheiden. Als Ryder geboren wurde, habe ich ganz stark empfunden, wie sehr unsere Kinder uns nicht gehören. Auch wenn sie ganz und gar abhängig sind von uns. Da liegt dieser kleine Mensch, den man so liebt, und man hat keine Ahnung, was in ihm vorgeht. Er ist unergründlich, und er hat etwas ganz Eigenes, ganz Individuelles.

Sie und Ihre Mutter haben ständig die Kleider voneinander anzogen. Tun Sie das noch?
Wir leben seit 15 Jahren nicht mehr zusammen, das erschwert die Sache. Aber sie kommt schon mal rüber und zieht einen Pulli aus meinem Schrank. Wir haben sogar dieselbe Schuhgröße.

Kennen Sie das Sprichwort: Hinter jeder klugen Frau steckt eine kluge Mutter?

Das ist mir zu einfach, die Mutter-Tochter-Beziehung ist komplexer. Erst möchten die Mädchen ja ganz genauso sein wie ihre Mütter, dann möchten sie wieder gar nicht so sein wie sie, weil sie ihre eigene Identität suchen. Sie begehren auf, kränken ihre Mütter, eine ganz harte Zeit. Wenn Mütter ein gutes Verhältnis zu ihren Töchtern bewahren, dann haben sie ihnen erlaubt, sich gegen sie zu stellen. Dann haben sie die Kränkungen ausgehalten. Ich würde es so sagen: Hinter jeder guten Tochter steckt eine liebende Mutter.