Netter Nepp

Der Federfußball ist ein gut unterhaltendes Zwitterwesen. Um ihn in Vietnam zu kaufen, muss man sich nur kurz reinlegen lassen.

Es war wie in einem Kinderbuch, so fröhlich und schön: Menschen aus aller Welt trafen sich und spielten fröhlich miteinander, am Himmel leuchtete nach dem Nachmittagsschauer ein Regenbogen. Ich hatte beruflich in Vietnam zu tun und noch einen Tag Freizeit vor der Heimreise in Hanoi. Schlendernd lief ich durch einen netten Park, die Angebote einiger hartnäckiger Straßenhändler freundlich ablehnend, als mich eine Gruppe junger Einheimischer einlud, mit ihnen Federfußball zu spielen.

Ihr Englisch war karg, mein Vietnamesisch nicht mal ein Wort umfassend, darum gestikulierten, nickten und lächelten wir viel. Und als mir einer der Jungs den Ball zuschoss und ich ihn unerwartet gut zurückkickte, klatschten alle und lachten. Es war so schön. Ich wollte grad meine Regenjacke ausziehen, mir wurde warm und es ging ja erst los, so langsam kriegte ich das mit dem Ball raus. Da stoppte das Spiel, ein Mädchen kramte etwas aus ihrem Rucksack heraus und gab mir drei eingepackte Federfußbälle.

Wie nett! Ein Geschenk. Dachte ich. Dann formte sie mit ihren Fingern eine Zahl und aus der jungen Freundschaft wurde ein schnödes Geschäft. Ich kaufte die Bälle, sie kosteten nicht viel, dann verabschiedeten wir uns, sie suchten den nächsten Touristen.

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Ich blieb etwas irritiert zurück: War das jetzt charmant? Immerhin haben sie kurz mit mir gespielt statt wie die anderen Straßenhändler durch Penetranz den Kauf zu ernötigen. Oder war das besonders uncharmant? Der angetäuschten Völkerverständigung wegen. Ich muss das bei Gelegenheit mal als Gewissensfrage unserem Dr. Dr. Rainer Erlinger vorlegen.

Rückblickend überwiegt aber die Freude, den Federfußball gekauft zu haben und bis heute ab und zu damit in Parks zu spielen. Ich werde zwar nie die Gelenkigkeit erlangen, um mit dem Fuß einen Schmetterball in Schulterhöhe über ein Federballnetz hinzubekommen, aber zum einfachen Hin- und Herkicken reicht durchschnittliches Fußballtalent. Und man kann nicht nur die Fußballerfraktion zum Mitspielen gewinnen, sondern auch die Federballfreunde.

Gerne würde ich hier jetzt gerne noch ein professionelles Federfußballvideo zeigen, aber als kleine Randsportart ist es mit Videomitschnitten nicht so weit her. Darum hier zwei Kurzfilmtipps.

Ein Federfußballspiel auf der Straße in Vietnam, wo der vor über 2000 Jahren in Südostasien erfundene Sport recht beliebt ist:

Und dazu eine Begegnung aus der hiesigen 1. Federfußballbundesliga (Lipperode gegen Haagen), den Sport hat einst der Ingenieur Peter von Rüden nach Deutschland gebracht:

Kaufen kann man den Federfußball überall in Vietnam oder online hier, hier und hier.

(Foto: http://kick-this.net)