»Sehr intelligente Menschen leben im Schnitt länger«

Woran macht man fest, wie schlau ein Mensch ist? Und welchen Einfluss hat Intelligenz auf Erfolg und Zufriedenheit? Der Intelligenzforscher Jakob Pietschnig erklärt, ob kognitive Fähigkeiten das Leben besser machen können und ob es etwas bringt, den eigenen IQ zu kennen.

Leider kann man im Erwachsenenalter seinen IQ nicht mehr erhöhen – was nicht heißt, dass das Gehirn nichts mehr lernt.

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SZ-Magazin: Was ist das größte Missverständnis, dem Leute beim Thema Intelligenz aufsitzen?
Jakob Pietschnig: Vielleicht die Vorstellung, dass kognitive Fähigkeiten losgelöst voneinander existieren. Es gibt diese Idee, dass man sehr gut rechnen und dafür keine guten Aufsätze schreiben kann. Statistisch gesehen ist es aber anders. Alle kognitiven Fähigkeiten hängen zusammen, weil Intelligenz all unsere Denkleistungen beeinflusst, etwa logisches Denken, Raumvorstellung, Gedächtnis oder auch die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit.

Heißt das, wer gut in Mathe ist, der ist im Normalfall auch gut in Sprachen?
Tendenziell. Das bedeutet natürlich nicht, dass man deswegen zwangsläufig als Individuum immer alles gleich gut kann. Aber man schneidet sehr selten außergewöhnlich gut in zwei, drei verschiedenen Facetten ab und ganz schlecht in allen anderen. Das ist einer der am besten belegten Zusammenhänge, den wir überhaupt in der Psychologie haben. Man nennt das die positive Kupplung der Intelligenz. Aber es gibt natürlich auch Ausnahmen, ein bekanntes Beispiel ist etwa die Lese- und Rechtschreibschwäche. Das Gefühl, dass wir so unterschiedlich stark begabt sind, wird übrigens durch unser Schulsystem verstärkt.