Schwarzwald

Angelika Taschen verrät ihr Lieblingshotel im Schwarzwald: das »Spielweg«.

Zum Flughafen hetzen, Schlange stehen, Mantel aus, Mantel an, Lippenstifte abgeben, wieder Schlange stehen, und alles nur, um an Silvester weit weg zu sein – das wollte ich mir dieses Jahr ersparen. Ich stieg also am 30. Dezember nicht ins Flugzeug, sondern in die Bahn und fuhr quer durch unser kleines Land in den Schwarzwald. Mein Ziel: das Hotel »Spielweg« im Münstertal unweit von Freiburg. Sie glauben gar nicht, wie weit weg ich war, obwohl ich doch zu Hause in Deutschland geblieben bin.

Im »Spielweg«, der seit 1871 von der Familie Fuchs geführt wird, ist alles bodenständig und kultiviert zugleich. Bestes Beispiel: die alte Wirtsstube mit dem riesigen grünen Kachelofen, dem offenen Kamin, den Geweihen, Holzschnitzereien und echten Bauernmalereien an den Türen und Wänden. Dort wird in Tracht bedient und auf gestärkten weißen Tischdecken serviert. Gleich daneben liegt die Ungerer-Stube, in der zahlreiche Originale des elsässischen Künstlers Tomi Ungerer hängen, die alle im »Spielweg« entstanden sind. Heute lebt Ungerer in Irland, kommt seit Jahren in den »Spielweg« und nimmt sich jedes Mal wieder vor, hier nichts als Grünen Tee zu trinken. Geschafft hat er es noch nie: Jedes Mal ordert er hinter dem Rücken der eleganten Seniorchefin Josephine eine Flasche Bordeaux dazu, gern auch schon um 11 Uhr morgens.

Wie einfach und trotzdem edel es im »Spielweg« zugeht, zeigt sich vor allem in der Küche: Josephines Sohn Karl-Josef bereitet Münstertaler Wildschweinsülze oder Geschmorte Rehschulter zu, aber auch Brotzeiten, die man hier »Vesper« nennt. Die Produkte und Zutaten hierfür stammen praktisch alle aus der Region, manche, wie die Butter, der Obermünstertäler Weichkäse und der Bergkäse werden sogar in der hauseigenen Käserei hergestellt. Damit man am Abend richtig Appetit hat, sollte man tagsüber wandern. Die markierten Wege beginnen direkt vor der Hoteltür. Wer zu faul zum Wandern ist, kann sich massieren lassen, in die Sauna gehen und zum Abkühlen in den Bach steigen, der vor der Saunatür vorbeifließt. Oder sich die berühmte Fondation Beyeler in Basel, das Vitra Museum in Weil am Rhein, zumindest aber den Isen-heimer Altar in Colmar ansehen. Das Altargemälde hat Matthias Grünewald um das Jahr 1512 gemalt. Wer auch mal außerhalb des Hauses essen will, sollte Franz Keller im »Schwarzen Adler« im Kaiserstuhl besuchen. Der Mann hat eine der besten Rotweinsammlungen, die ich kenne, und sein gemütlicher Gasthof wurde bereits 1969 mit einem Stern dekoriert, den er sich bis heute verdient.

Meistgelesen diese Woche:

HOTEL Romantik-Hotel Spielweg, Münstertal, Tel. 07636/709-0, DZ ab 120 Euro, www.spielweg.com.
ESSEN Schwarzer Adler, Vogtsburg-Oberbergen, Tel. 07662/933010, http://www.franz-keller.de/restaurants/schwarzer-adler/willkommen/.