»Wir werden Munition haben – jede Menge«

Wieso Donald Trump trotz seiner Lügen, Korruptheit und haarsträubenden Unfähigkeit so viele Anhänger hat? Um das zu verstehen, muss man ihn nur nachlesen: Über den ganz normalen Wahnsinn einer ganz normalen Trump-Rede.

Illustration: Dirk Schmidt

Ich besuchte die Internetseite des Weißen Hauses, landete bei Briefings & Statements, dort bei einer Rede Präsident Trumps vor dem Values Voter Summit, einer Konferenz konservativer Aktivisten und Amtsträger in Washington. Ich dachte, es könnte nützlich sein, die Rede, eine, wie er sie immerzu hält, in Ruhe zu lesen. Jeder sollte das tun, denke ich, weil man verstehen muss, warum Donald Trump trotz seiner Lügen, Korruptheit und haarsträubenden Unfähigkeit viele Anhänger hat.

Die Rede ist durchzogen von dem Grundton: Donald bringt für euch die Welt in Ordnung. Ja, er geht hinaus ins große Durcheinander mit all den komischen Ländern, die den USA ans Geld wollen, er stellt einfache Fragen, tut das Richtige, vor allem kämpft er gegen die Demokraten, die Amerika hassen und »verrückt« sind, Betrüger auch, wie »der verlo­gene Adam Schiff« (Publikum: Buh …), der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses, crooked as hell, der übrigens einen sehr schmalen Hals habe, einen »Bleistifthals«. (Publikum: Gelächter …) Unter ihnen sind solche, die Babys noch nach der Geburt »hinrichten« wollen, und die wirklich irre sind. »Erinnern Sie sich an die Debatte mit der lügnerischen Hillary, wo ich sagte, sie wolle Babys noch im neunten Monat aus der ­Gebärmutter reißen? Und jeder sagte: ›Wow.‹ Es war das erste Mal, dass sie davon hörten. Und sie sind glücklich, dass wir gewonnen haben – weil wir gewonnen haben.«

Das Amerika, das die Babymörder ansonsten anstreben, skizziert er so: »Keine Rinder, keine Flugzeuge, keine Menschen, keine Energie, kein Öl, kein Gas – no nothing

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Gegen diese Leute habe er gewonnen, »vielleicht die größte Wahl unserer Zeit«. Nun liege er bei 94 Prozent Zustimmungsrate (in Wahrheit um die 40), »aber es gibt da draußen immer noch Leute – sie kapieren es nicht.«

Was er alles in Ordnung bringen musste, von Anfang an! »Da kam ein General zu mir ins Büro – angesehener General. Und wir hatten große Probleme mit einem Land – erste Woche im Amt, sehr früh. Er sagte: ›Sir, wir haben keine Munition.‹ Ich sagte: ›Wissen Sie was? Wir werden Munition haben – jede Menge.‹« Darum musste er sich kümmern! Munition besorgen!

Es ist erstaunlich, was Donald erlebt. Die Flugzeuge, mit denen Särge von US-Soldaten aus dem Krieg zurückgebracht werden, er redet im selben Satz über trauernde Familien und über »diese große, riesige Frachtraumtür, die so groß ist wie – größer als die Wand hier hinter mir«.

Da war dann die Sache mit der US-Botschaft in Israel, die er nach Jerusalem verlegte. Er musste ein paar Anrufe erledigen (»Ich sagte: ›König, was wollen Sie? Was ist los, König?‹«). Ein General sagte, das Gebäude werde eine Milliarde Dollar kosten. Er habe David Friedman, den Botschafter, angerufen: »David, go check Jerusalem. Gehört uns da ein Grundstück?« David habe ein viel besseres Grundstück gefunden, das schon im Besitz der USA war. Das Beste: Es stand ein Haus drauf.

Das nehmen wir, entschied Donald Trump, die Renovierung habe nur 200 000 gekostet, aber weil das zu billig klang, habe man 500 000 gesagt. »Tut mir einen Gefallen«, habe er gesagt, »nehmt Jerusalem stone« bei der Renovierung (eine Kalksteinsorte), »weil ein Freund von mir hat den – der ist so stolz. Er hat Jerusalem stone im Büro. Er ist ein sehr reicher Typ. Ron Baron. Der hat eine Mauer aus Jerusalem stone.« Und er habe immer gesagt, der Stein sei so teuer! Aber die Botschaft sei ja in Jerusalem, da habe man Jerusalem stone billiger bekommen, also, man habe eine Milliarde gespart, sogar mehr, denn aus der einen wären sowieso zwei oder drei geworden, so ist es doch immer, »ich könnte Ihnen da Geschichten erzählen«.

So war das Mitte Oktober, im »Omni Shoreham Hotel« vor dem Values Voter Summit. Nun hoffen wir weiter, dass der Mann bald aus dem Amt geschafft wird. Aber solange es Leute gibt, die zu solchen Reden klatschen …