»Warum lassen wir diese Frauen so allein mit ihrem Schmerz?«

Jede dritte schwangere Frau erlebt eine Fehlgeburt – trotzdem wird noch immer kaum darüber gesprochen. Die Journalistin Eva Lindner hat selbst ein Kind verloren und ausführlich dazu recherchiert. Ein Interview über Schuldgefühle, die wahren Gründe für Fehlgeburten und eine Zahl, die Hoffnung macht.

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SZ-Magazin: Frau Lindner, jede dritte schwangere Frau erlebt eine Fehlgeburt. Trotzdem unterscheiden sich die Erfahrungen sehr stark voneinander. Woran liegt das? 
Eva Lindner: Die Erlebnisse und auch Folgeprobleme hängen sehr stark davon ab, in welcher Schwangerschaftswoche sich die Fehlgeburt ereignet. Als Schwangerschaftsverlust bezeichnen wir im Prinzip jeden Verlust in jedem Stadium, aber 80 Prozent der Abgänge passieren in den ersten zwölf Wochen. Wenn es sehr früh passiert und die Frau keinen supermodernen Schwangerschaftstest verwendet hat, der schon vor dem Ausbleiben der Regelblutung die Schwangerschaft – die man zu diesem Zeitpunkt auch biochemische Schwangerschaft nennt – anzeigen kann, dann kriegt sie es vielleicht sogar gar nicht mit, und der Embryo geht einfach mit einer verspäteten Regelblutung ab.