Raumhaft schön

Fast zu schade für ein Abendessen: Der Designer Takashi Sugimoto gestaltet Restaurants, in die man am liebsten einziehen würde.

Kartoffel ist kein cooler Spitzname. Auch nicht in Japan. Takashi Sugimotos Schulkameraden hätten es also ahnen können: Der Junge, den sie Kartoffel riefen, würde später einmal allen anderen beweisen wollen, was in ihm steckt. Takashi Sugimoto entwickelte sich tatsächlich zu einer Super-Kartoffel, und so nannte er Anfang der Siebzigerjahre auch sein Designbüro in Tokio: Super Potato.

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In ganz Asien ist der heute 64-jährige Sugimoto mittlerweile ein berühmter Designer. Einer, der im Ruf eines Avantgardekünstlers steht und angeblich eine Million Vorschuss verlangen kann, bevor er sich eine Baustelle überhaupt nur anschaut. Kein anderer Innendesigner dürfte ähnlich viele aufsehenerregende Restaurants eingerichtet haben. Das Design von Super Potato ist ein Gütesiegel und auch eine gute Voraussetzung für finanziellen Erfolg. Zuletzt hat Sugimoto das in Peking gezeigt. Es heißt, in der chinesischen Hauptstadt mit 15 Millionen Einwohnern eröffneten wöchentlich so viele neue Lokale, dass jeder Restaurantführer schon bei Drucklegung veraltet sei. Das »Park Hyatt« verpflichtete Super Potato für die Gestaltung einer Bar und zweier Restaurants, das eine mit Privaträumen, Butlerservice und Luxusküche, das andere mit Fast-Food-Küche.

Letzten Sommer eröffnete das Hotel in einem neuen Hochhaus, das nicht unbedingt zentral gelegen ist. Einen Tisch in den Restaurants zu bekommen war dennoch vom ersten Tag an schwierig, die riesige Bar »Xiu« mit Livejazz entwickelte sich aus dem Nichts heraus zu dem, was man gemeinhin In-Treff nennt: einem Ort für viele Menschen mit viel Geld.

In Lokalen, die von Super Potato gestaltet wurden, laufen auch die wohlhabenden Gäste herum wie neugierige Kinder und betasten Wände aus kuriosen Materialien. Sugimoto baut Wände und Möbel aus verschiedenen Hölzern, Baumrinden, Lehm, Granit, Glas, Porzellan, Stahl, auch angerosteten Eisenplatten oder alten Dachziegeln aus abgerissenen Hutong-Quartieren in Pekings Innenstadt.

Für das Restaurant »The Private Room« im Hotel »Park Hyatt« verwendete das japanische Büro Materialien aus allen chinesischen Provinzen. »Ich habe kein Lieblingsmaterial«, sagt Sugimoto, »ich verwende gerne Dinge, die ein Gedächtnis für die Vergangenheit besitzen.«

Lange Zeit war das japanische Designbüro mit dreißig Angestellten nur in Asien bekannt, baute Restaurants, Bars, Läden in Shanghai, Singapur, Seoul, Ho-Chi-Min-Stadt, Dubai, Bali, Osaka, in Tokio auch einen Shinto-Schrein. »Im Westen legt man mehr Wert auf symmetrische Formen«, glaubt Sugimoto.

Das Restaurant »Zuma« in London war 2002 die erste Super-Potato-Baustelle im Westen. Hotel-Restaurants in Las Vegas und Moskau folgten. In Frankfurt entsteht gerade eine Dependance der Luxushotelkette Jumeirah aus Dubai. Super Potato entwarf das Restaurant im Haus, im Spätsommer wird es eröffnen.

Fotos: Yoshio Shiratori (5)