Adele und Ferdinand Bloch-Bauer

Die Geschichte von Adele und Ferdinand Bloch-Bauer und dem Kampf ihrer Erben um die Rückgabe des Bildes "Adele Bloch-Bauer I" von Gustav Klimt.

    "Adele Bloch-Bauer I" von Gustav Klimt
    I. Die Geschichte von Lilly und Claude Cassirer
    II. Die Geschichte von Paul Westheim
    III. Die Geschichte von Sophie Lissitzky-Küppers

    IV. Die Geschichte von Adele und Ferdinand Bloch-Bauer

    1903 malt Gustav Klimt das Auftragswerk Adele Bloch-Bauer I, Dame in Gold. 1907 stellte er es fertig. Außer Adele Bloch-Bauer malte Klimt keine andere Frau zweimal. Im Alter von 44 Jahren starb Adele Bloch-Bauer. In ihrem Testament setzte sie ihren Mann als Universalerben ein. Außerdem bat sie darum, vier Klimt-Gemälde der Österreichischen Galerie im Belvedere in Wien zu überlassen, um sie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.

    Ferdinand Bloch-Bauer trat nach dem Tod seiner Frau mehr denn je in der Öffentlichkeit in Erscheinung. Sein politisches Engagement und die führende Position des Industriellen hatten ihn schon vor dem "Anschluss" Österreichs an Deutschland in das Visier der Nationalsozialisten treten lassen.
    1938 wurde der 74-Jährige von den Nazis vertrieben und enteignet. Er flüchtete zunächst nach Prag und dann nach Zürich.

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    Weil Ferdinand Bloch-Bauer fiktive Steuerschulden auferlegt wurden, verscherbelte Erich Führer, ein regimetreuer Wiener Rechtsanwalt, dessen Sammlungen, damit Bloch-Bauer seine Schulden begleichen konnte. Führer lud führende Nationalsozialisten sowie Vertreter von Museen zur "Kunstbeschau" in Bloch-Bauers Wohnung in Wien ein, um die Werke mit der Legitimation, den "Ausverkauf ins Altreich" oder ins Ausland verhindern zu müssen, zu verteilen. Sogar Adolf Hitler höchstpersönlich sicherte sich einige Werke hochkarätiger österreichischer Biedermeierkünstler aus der Sammlung Bloch-Bauer. Das einzige Stück aus der Sammlung, das Ferdinand Bloch-Bauer vor seinem Tod in Händen halten konnte, war sein eigenes Porträt (gemalt von Oskar Kokoschka). Er überlebte das "Dritte Reich" um wenige Monate.

    Adele Bloch-Bauer
    In seinem Testament hatte Ferdinand Bloch-Bauer festgelegt, dass die Hälfte seines Vermögens seiner Lieblingsnichte Louise Baronin Gutmann zukommen sollte, die andere Hälfte zu gleichen Teilen seinem Neffen Robert Bloch-Bauer und seiner Nichte Maria Altmann.

    Sie versuchten sofort nach 1945 ihr Erbe in die neue Heimat Kanada zu bringen. Um jedoch überhaupt über eine Ausfuhr nachdenken zu können, musste das Erbe erst restituiert werden - ein langwieriger, mühsamer Prozess. 1948 kam es zu einem Kompromiss: Für die Ausfuhrgenehmigung von zehn Waldmüller-Gemälden mussten Ferdinands Erben neben anderen Objekten sechs Klimt-Gemälde der Österreichischen Galerie zusprechen. Die besten Stücke blieben in Österreich, damit andere ausgeführt werden durften. Eine zweite Enteignung - und ein teurer Tausch. Doch die Erben kannten die Verfügung in Adele Bloch-Bauers Testament nur ungenügend und stimmten zu.

    Eine späte Versöhnung konnte erst 1998 erzielt werden. Die Washingtoner Prinzipien wurden beschlossen und sollten international regeln, wie Staaten mit Raubkunst-Verfahren umzugehen hatten. Auch das Land Österreich verabschiedete ein dementsprechendes "Rückgabegesetz".

    "Birkenwald" von Gustav Klimt
    Die Anklage lautet: Altman vs. Österreich. Der Weg, eine solche Klage durchführen zu können, ist ein langer, kostspieliger – aber vor allem bürokratischer.
    Sechs Jahre nach dem ursprünglichen Antrag entschied der US Supreme Court, dass die Klage gegen einen souveränen Staat überhaupt zulässig ist.
    Trotz dieses Erfolgs ließ sich Maria Altmann der Unkompliziertheit halber zu einem Schiedsgerichtverfahren in Österreich bewegen.
    2006 dann endlich das Urteil. Mit achtzig Jahren ließ Ferdinand Bloch-Bauers Nichte seine Bilder endgültig in die USA bringen. Für eine Summe von unbestätigten 135 Millionen Dollar ist das Kunstwerk seither im Museum Neue Galerie New York zu sehen.

    Die Rekordsumme für Adele Bloch-Bauer I beflügelte offenbar die Fantasien der Bieter. Am 8. November 2006 wurden in der erfolgreichsten Auktion aller Zeiten mit einem Erlös von 192,7 Millionen Dollar die anderen zurückgegebenen Gemälde versteigert. Sie befinden sich seither in unbekanntem Privatbesitz.

    Gekürzte Zusammenfassung der Redaktion aus dem Buch: "Verlorene Bilder – Verlorene Leben. Jüdische Kunstsammler und was aus ihren Kunstwerken wurde" von Melissa Müller und Monika Tatzkow, erschienen im Elisabeth Sandmann Verlag.

    I. Die Geschichte von Lilly und Claude Cassirer
    II. Die Geschichte von Paul Westheim
    III. Die Geschichte von Sophie Lissitzky-Küppers