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Alkohol, Alarmanlage und Auszugdrucker – Verbrechern sind schon die ärgerlichsten Fehler passiert. Axel Hacke kürt seine sieben Lieblingsverbrecher. Und vergibt einen Sonderpreis für den raffiniertesten Betrüger.

Seit Jahrzehnten hege und pflege ich eine Sammlung von Zeitungsmeldungen über Verbrecher, die sich bei der Ausübung ihres Berufes besonders dämlich angestellt haben, ein Genre, über das es ganze Bücher und spezielle Internetseiten gibt, empfehlenswerte Lektüre an grauen Tagen: Hunderte von Gesetzesbrechern, die bei Banküberfällen ihren Personalausweis auf dem Tresen vergaßen, bei Einbrüchen den Schnaps des Hauseigentümers austranken und einschliefen, im Kamin des Hauses steckenblieben und aufwendig befreit werden mussten oder die, wie kürzlich in Groß Düngen bei Hildesheim, einen Supermarkt auszurauben beabsichtigten - bloß war der schon geschlossen. Die Täter standen mit Sturmhauben maskiert ratlos herum, bis Nachbarn die Polizei informiert hatten.

Hier nun eine Hitliste meiner sieben Lieblingsverbrecher.

Platz sieben: Herr K. aus Gelsenkirchen, der 2011 in Walchum bei Papenburg eine Bank überfallen wollte. Er nahm eine Geisel, bemerkte aber erst in der Bank, nach dem Schalter suchend, dass es nur noch Auszugdrucker, Geldautomat und Leuchtreklame gab. Die Filiale war seit 1994 geschlossen. »Das war die Enttäuschung am frühen Morgen«, sagte er vor Gericht, wo er gelandet war, weil er im gestohlenen Wagen seine Plastikpistole hatte liegen lassen, woran sich seine polizeibekannte DNA befand.

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Auf Platz sechs die beiden Männer, die vor elf Jahren einen britischen Zeitungsladen ausrauben wollten. Leider hatten sie vergessen, sich Augenschlitze in ihre Strumpfmasken zu schneiden, stießen zusammen, prallten gegen die Ladentheke und bemerkten nicht, dass der Inhaber die Polizei rief. Um die Tür zu finden, mussten sie die Masken abnehmen und wurden dabei von einer Kamera gefilmt.

Noch etwas besser, deshalb Platz fünf: Drei Männer, die 1975 den Safe einer Bank in Schottland leeren wollten, blieben schon bei ihrer Ankunft in der Drehtür stecken. Bedienstete befreiten sie, die Männer dankten und gingen, kamen aber zurück, schafften diesmal die Drehtür und forderten vom Kassierer 5000 Pfund. Der Angestellte lachte sie aus, ein Räuber setzte wutentbrannt zum Sprung über den Tresen an, brach sich dabei aber den Knöchel. Die beiden anderen wollten fliehen, blieben jedoch in der Drehtür stecken.

Nach dem Motto »Wir machen den Weg frei« setzten in Saarmund bei Potsdam (Platz vier!) Gangster mit einem Lkw rückwärts durch die Glasfront eines Bankfoyers, befestigten ein Seil am Automaten und der Anhängerkupplung und entkamen mit dem aus der Verankerung gerissenen Gerät, bei dem es sich um den Auszugdrucker handelte.

Platz drei für die Kollegen, die das Gleiche mit einem Pkw versuchten, dabei auch ganz richtig den Bankomaten erwischten, leider aber nicht herausreißen konnten. Stattdessen löste sich die Stoßstange. Die Männer flohen, wobei sie vergaßen, dass sich an der Stoßstange auch ihr Nummernschild befand.

Auf Platz zwei finden wir zwei Pariser Ganoven, die einen Wagen stahlen, in dessen Rückfenster das Schild »Zu verkaufen« hing, das sie zu entfernen vergaßen. Ein Interessent meldete sich telefonisch beim Besitzer, so erfuhr der den Standort seines Autos - und die Polizei den der Diebe.

Und dann sehe ich immer wieder diesen Mann vor mir, der vor Kurzem in der argentinischen Stadt Rosario in ein Brillengeschäft einbrach, dabei aber die Alarmanlage auslöste. Als die Polizei eintraf, war kein Räuber zu sehen, doch den Beamten fiel eine etwas seltsame Schaufensterpuppe auf. DPA berichtet,
sie habe sich als der Einbrecher »entpuppt«. Platz eins, allein schon für die Wortwahl.

Eine besondere Ehrung geht an Thomas Parkin aus New York, der nach dem Tod seiner Mutter beim Beerdigungsunternehmen eine falsche Sozialversicherungsnummer und ein gefälschtes Geburtsdatum angab. Er existierte daraufhin als seine eigene Mutter weiter, deren Rente kassierend, 100 000 Dollar erschleichend und sogar, mit rotem Mantel, Perücke und Sauerstoffflasche getarnt und von einem Komplizen begleitet, allerhand betrügerische Bankgeschäfte tätigend. 13 Jahre Gefängnis! Aber war es nicht schon Strafe genug, als seine eigene Mutter leben zu müssen?

Illustration: Dirk Schmidt