Sagen Sie jetzt nichts, Philipp Rösler

Der ehemalige FDP-Vorsitzende im Interview ohne Worte über seine Jahre als Vizekanzler, seinen neuen Job und darüber, wie man mit Häme umgeht.

    Geboren 24. Februar 1973 in Khanh Hung, Vietnam
    Beruf Geschäftsführer und Vorstandsmitglied des Weltwirtschaftsforums
    Ausbildung Medizinstudium
    Status Auferstanden aus Ruinen

    Sein eigenes Misstrauen führte Philipp Rösler in die Politik, das Misstrauen der anderen jagte ihn wieder davon. Mit 19 drängte Rösler den Vertrauenslehrer seiner Schule zum Rücktritt, als der für die Republikaner in den Stadtrat einzog; kurz darauf trat Rösler den Jungen Liberalen bei. Der Rest ist Geschichte: Rösler schaffte es im Eiltempo vom Schulsprecher zum deutschen Vizekanzler. Oben angekommen, musste er aber so viel Häme einstecken, dass er es nicht lange aushielt. Es war ein wenig tragisch, weil er kein unsympathischer Kerl ist, trotzdem seufzte das Land, wenn er von »Anschlussverwendung« sprach - und damit die Perspektive der 10 000 gekündigten Schlecker-Mitarbeiter meinte - oder mal wieder einer seiner Scherze misslang. In den Wochen vor der Bundestagswahl 2013 kämpfte er darum, die FDP im Bundestag zu halten. Vergebens. Drei Tage danach der Anruf vom World Economic Forum: »Herr Rösler, kommen Sie doch zu uns.« Er kam. Heute reist er als Lobbyist von Genf aus 100 000 Kilometer im Monat um die Welt und spricht vor Vorständen und Ministern, nicht mehr vor dem launischen Publikum der Tagesschau. »Es macht mir jeden Tag Freude, herzukommen«, sagte er über seinen neuen Job. Es fällt nicht schwer, ihm das zu glauben.

    Fotos: Simon Habegger/13Photo