Das können Sie sich jetzt alles in die Haare schmieren

Glitzerspray, Parfum und sogar »Haar-Make-up« – die Schönheitsindustrie hat es auf den Kopf abgesehen. Unsere Modekolumnistin prophezeit: Zum Fest trägt man dieses Jahr goldene Mähne.

Mehr als nur ein Goldakzent: Beim Haarschmuck darf man zu Weihnachten dick auftragen.

Foto: Zara

Das mit dem Schmücken beziehen einige Leute längst auf sich selbst, den eigenen Körper behängen sie wie einen Tannenbaum. Überall funkelt und glitzert es, im Gesicht, an Kleidern, Schuhen, Paillettenturbo, wo man hinblickt. Früher war mehr Lametta? Auf Betriebs-Weihnachtsfeiern ganz sicher nicht.

Einen freien Fleck gab es da allerdings noch: das Haar. Es kann zwar theoretisch mit Schleifen, Haarreifen und Klammern dekoriert werden, für viele sind diese Accessoires jedoch allenfalls ein U17-Sport. Irgendwann fühlen sich selbst junge Frauen zu alt dafür. Deshalb kriegen sie jetzt pünktlich zur Festsaison: Gold- und Glitzerspray.

Letzteres trendet schon eine Weile auf TikTok, in tausendfach geherzten Videos präsentieren Nutzerinnen von ihre Glitzerfrisuren. Wahrscheinlich um diese Funkel-Filter nachzumachen. Aber musste das (bestimmt nur mit organischen Zutaten zusammengemixte) Sprühzeug bis vor Kurzem eher im Karnevalsbedarf besorgt werden, kommt jetzt sogar Zara mit einer eigenen »Hair-Linie« heraus. »Glitter in Gold« heißt der erste Wurf mit goldener Bürste, goldenen Spängchen plus Gold-Gel (für blassen Schimmer am Ansatz) und goldenem Glitzer-Spray (für den Full-Metal-Look). Wer sich noch an James Bonds Goldfinger mit einem der ikonischsten Tode überhaupt erinnert – die glänzenden Haare der in Metallic ertränkten Leiche sind ungefähr der Maßstab.

Meistgelesen diese Woche:

Entworfen hat die Produkte der bekannteste Haarstylist der Mode, Guido Palau, der das Ganze wohlweißlich nicht Haircare, sondern – Achtung –»Hair Make-up« nennt. Denn genau so denken findige Marketing-Leute ja: Wenn jedes Jahr Milliarden mit Gesichtskosmetik umgesetzt werden, warum dann nicht einfach Kosmetik fürs Haar auf den Markt bringen? Farben, Glitzer, Highlighter – jede Wette, dass sich hier demnächst noch einiges tun wird.

Das Model Kaia Gerber macht es vor: Nicht mehr nur das Gesicht muss heutzutage geschminkt werden, sondern auch die Haare.

Foto: Zara-Werbevideo

Die Branche hat es ohnehin schon länger auf den Kopf abgesehen, weil jenseits von Schwarzkopf und sonstigen 3,50-Euro-Shampoos noch jede Menge Schaum nach oben war. In den letzten Jahren sind immer mehr Luxuslinien auf den Markt gekommen, Olaplex aus Amerika oder Onni aus Deutschland, Balmains »Hair Couture« bringt demnächst drei neue Haarparfums für jeweils 119 Euro auf den Markt. Auch von Chanel oder Byredo gibt es längst »Hair Perfume«, was übrigens auch deshalb so erfolgreich läuft, weil es oft günstiger ist als normales Parfum.

Selbstverständlich wird die Haarschönheit aber nicht nur von außen vermarktet: Sogar Präparate wie die alten Merz Spezial Dragees aus den Sechzigern sind wieder angesagt, weil schönes, glänzendes Haar ja bekanntlich »von innen« kommt und damit dann das ganze Wohlbefinden des Körpers widerspiegeln soll. Moderner als Pillenschlucken sind natürlich Ampullen zum täglichen Trinken, mit denen die spanische Marke Olistic in ihrer Heimat einen Boom auslöste und das gleiche nun in Deutschland versucht. Laut Euromonitor wuchs der Markt für Haarprodukte zuletzt bereits stärker als die der anderen Beautybereiche. Soll noch mal einer sagen, die Leute heutzutage würden nichts mehr für ihren Kopf tun.

Typischer Instagram-Kommentar: »Du hast da was im Haar«
Das sagt die Friseurin: »Aber immer gut ausspülen!«
Passender youtube-Clip: Yves Saint Laurent backstage mit Hairspray