Das Beste aus meinem Leben

Der Luis will mal Erfinder werden, das steht praktisch fest, man muss sich weiter keine Gedanken machen. Im Grunde ist er schon Erfinder, immerzu erfindet er irgendwas, zeichnet riesige Maschinen aufs Papier, und nur mühsam kann ich ihn davon abhalten, sofort in den Fraunhofer-Instituten oder der Siemens-Forschungsabteilung anzurufen, um dort seine neuesten Erfindungen gleich vorzustellen. Vor zwei Wochen fuhren wir am Europäischen Patentamt vorbei, und ich erklärte dem Luis, was ein Patent ist und ein Amt, gleich wollte er am nächsten Tag mit ein paar Skizzen dort vorbei, um sich die weltweiten Rechte zu sichern.Hier seine drei wichtigsten Erfindungen der vergangenen Wochen. Erstens: Die Sich-in-einen-Film-hinein-beam-Maschine. Mit diesem Apparat kann man sich in jeden beliebigen Film, der irgendwo gerade läuft, hineinbeamen – und zwar nur in die jeweilige Kopie des Films, nicht weltweit in den Film überhaupt. Luis meint, es würde ihm reichen, sich in einen der Harry Potter-Filme oder eine SpongeBob-Folge hineinzubeamen, während sein Freund Rudi gerade zuschaut, und er würde dann dem Rudi kurz zuwinken, da wäre der bestimmt sehr erstaunt und erfreut, weil er ja von der Erfindung noch nichts weiß, es soll eine Überraschung für ihn sein. (Ich selbst gedenke, mich in Die Katze auf dem heißen Blechdach mit Elizabeth Taylor hineinzuversetzen, allerdings nicht wegen Rudi, sondern wegen Elizabeth, der Film ist von 1957 und sie war damals die schönste Frau der Welt.)Zweitens: der Geckoblaster. Die Idee zum Geckoblaster ist dem Luis während der letzten Ferien in Italien gekommen, wo immer viele der kleinen Echsen auf dem Weg zum Strand herumlungern. Sie verschwinden, wenn man sich nähert, rasch im Gebüsch. Seit vielen Jahren ärgert sich mein Sohn, dass es ihm nie gelungen ist, so einen Lurch zu fangen, und deshalb hat er sich vorgestellt, wie es wäre, wenn man nicht, wie viele andere Leute, einen Ghettoblaster zum Musikhören mit an den Strand nähme, sondern eben einen Geckoblaster, einen Geckopuster also, der mit enormer Pustekraft Salamander aller Art in die Luft blasen würde, von wo sie dann herunterfielen, und zwar direkt in ein Schmetterlingsnetz, das der Luis in der Hand hielte. Bis zur nächsten Italien-Reise möchten wir einen Prototyp entwickelt haben, bis zu den Sommerferien 2006 wird die Sache serien- und marktreif sein.Drittens: der Stimmenverzehrer. In manchen Agentenfilmen gebe es, hat der Luis gehört (gesehen hat er nur wenig Agentenfilme bisher, genau genommen gar keinen), einen Stimmenverzerrer, mit dem man Stimmen am Telefon und auch sonst so verändern und verzerren könne, dass der Stimmen-Inhaber nicht mehr zu erkennen sei. Das mit dem Stimmenverzerrer hat er aber falsch verstanden, er hat »Stimmenverzehrer« gehört und sich vorgestellt, der Apparat würde Stimmen gleichsam aufessen.Was für ein wunderbares Gerät! Man könnte es in der Schule einsetzen, wenn Lehrer nerven – plötzlich hätten sie zwar noch den Mund offen, aber es käme nichts mehr heraus, unmittelbar vor den Lippen würde die Stimme von unserer Wundermaschine verzehrt. Oder daheim, sagt der Luis: Immer wenn gewisse Väter und Mütter ins Wohnzimmer einrückten, um die Fernsehzeit zu verkürzen oder an die Hausaufgaben zu erinnern oder sonst welche Vorschläge zu äußern – klick, den Stimmenverzehrer an, und die Eltern könnten reden und reden und reden, es würde nichts mehr ankommen beim Luis und…Moment mal! Hat er das Gerät etwa schon in Betrieb?!