Wie ist das Lebensgefühl in Tel Aviv seit dem 7. Oktober, Mirna Funk?

Die Schriftstellerin und Journalistin im Interview ohne Worte über das Schreiben, ihre Haltung in Konflikten und was sie von ihrer Tochter gelernt hat.

Geboren 02. März 1981 in Ost-Berlin
Beruf Schriftstellerin, Drehbuchautorin, Journalistin
Ausbildung Studium Kommunikationsmanagement, Philosophie und Geschichte
Status Laut und deutlich

Es scheint, als hätte Mirna Funk mehr Stunden am Tag zur Ver­fügung als andere. Sie schreibt über das Jüdischsein und Antisemitismus für Die Zeit, über Sex für die Cosmopolitan, verfasst Bücher und Skripte, spricht in Podcasts und auf ihrem Instagram-Account. Funk ist eine der ­präsentesten Stimmen in Deutschland zu jüdischem ­Leben und zu Feminismus.Oft polarisiert sie mit ihren Texten und Meinungen, sie ist direkt, selbstbewusst, schnell. »Konformität interessiert mich nicht«, sagte sie mal. Nach ihrem Debütroman Winternähe lobte ein Kritiker 2015 die »knallenden Sätze«, das Buch wurde ein Bestseller. 2021 folgte Zwischen Du und Ich.

In beiden Geschichten spiegelt sich Funks Biografie. Die Protagonistinnen kommen aus Ost-Berlin, bewegen sich zwischen der deutschen Hauptstadt und Tel Aviv, suchen und verhandeln ihre jüdische Identität. Funks Vater ist jüdisch, ihre Mutter nicht, vor einigen Jahren konvertierte sie zum Judentum. Nun ist ihr Sachbuch Von Juden lernen erschienen, in dem sie Theorien der jüdischen Ideengeschichte mit der Gegenwart verbindet. Die wiegt gerade schwer. Seit dem Angriff der Hamas sind ihre Tage auch vom steten Blick nach Israel zu Freunden und Familie geprägt. Sie müsse sich spalten, sagte sie in einem Interview. »Für mich ist das jeden Tag eine große Überforderung.«