Ihr Gefühl nach einem fehlerfrei geleiteten Bundesligaspiel?

Der Schiedsrichter Deniz Aytekin im Interview ohne Worte über seine Wahl zum besten Schiedsrichter des Jahres, strenge Blicke und wütende Trainer. 

Geboren: 21. Juli 1978 in Nürnberg
Beruf: Fußball-Schiedsrichter, Unternehmer und Redner
Ausbildung: Betriebswirt
Status: Hart, aber herzlich

Der Fototermin in Nürnberg ist gerade vorbei, da ruft Deniz Aytekin schon in der Redaktion an. Um sich zu bedanken. Das habe sehr viel Spaß gemacht. Verständlich: Man wird ja als Schiedsrichter sonst nur vor die Kamera gebeten, wenn es Ärger gab – strittige Elfmeter oder schreiende Trainer, die man auf die Tribüne verbannt hat. Selbst wer nur mal ein D-Jugend-Spiel gepfiffen hat, weiß, wie schwer der Job ist. Der Anpfiff ist die einzige Amtshandlung, nach der nicht mindestens eine Mannschaft beleidigt ist. Und Deniz Aytekin pfeift vor 70.000 Fans im Stadion und Millionen vor dem Fernseher. Da hilft sein strenger Blick, den er »vom Großvater geerbt« hat, wie er der SZ kürzlich sagte. Und 1,97 Meter groß zu sein hilft eventuell auch. Seine Karriere begann holprig, 2011 wählten ihn die Bundesliga-Spieler zum schlechtesten Schiedsrichter, er selbst sieht sein Debütjahr kritisch. Inzwischen wurde er zweimal zum DFB-Schiedsrichter des Jahres gewählt, 2019 und 2022. Früher gab es knapp 80.000 Schiedsrichter in Deutschland, heute sind es 50.000. »Der Nachwuchs fehlt. Der Job ist eben nicht unbedingt sexy«, findet er. Deniz Aytekin wäre ein gutes Schiri-Vorbild, auch für junge Menschen, die nicht Tobias, Felix, Arne, Timo, Martin, Florian oder Daniel heißen wie seine Bundesliga-Schiedsrichterkollegen.