Zu Kurt gekommen

Zum fünfzehnten Todestag von Kurt Cobain konnte man überall lesen, dass er „durch seine Musik weiterlebt“. Das ist nicht nur kitschig, sondern auch falsch – denn im Internet wird über den Nirvana-Sänger diskutiert, als wäre er nie weg gewesen. Fünf Beispiele.

Der Hausbesuch
Städte schmücken sich gern mit ihren prominenten Kindern – doch der Ort Aberdeen im US-Bundesstaat Washington tut sich damit schwer. Zwar verbrachte Kurt Cobain dort seine Kindheit, allerdings fiel er hauptsächlich durch Trunkenheit und Graffitisprühen auf. Trotzdem hat die Stadt ihm zu Ehren den bekannten Liedtitel "Come as you are" als Stadtmotto auf die Ortsschilder geschrieben.

Interessant für: Fans, die wissen wollen, in welchem Haus Cobain aufgewachsen ist und in welcher Highschool er als Hausmeister geputzt hat.
Kurt lebt weiter durch: Das erste Grafitti am Seafirst Bank Building und die Brücke, unter der der Sänger angeblich mal gewohnt haben soll.
Der schönste Satz auf der Seite: „Bitte kein Vandalismus.“

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Die Gitarrendebatte
Kurt Cobain hat mit der Firma Fender eine eigene Gitarre entwickelt: die "Jagstang" - zusammengesetzt aus seinen Lieblingsgitarrenmodellen „Jaguar“ und „Mustang“. Sie erschien kurz vor seinem Tod, wird heute nicht mehr gebaut, aber sorgt online nach wie vor für Gesprächsstoff. Interessant für: Musiker, die dem Cobainschen Credo aus Leidenschaft und Lautstärke folgen wollen.
Kurt lebt weiter durch: Debatten über Tonabnehmer, Bundreinheit und die Frage, welche Band überhaupt auf einer Jagstang spielen darf. 
Der schönste Satz auf der Seite: „Toten Leuten ist alles egal.“

Die Doppelgängermode
Weil Cobain nicht nur die Musik-, sondern auch die Modewelt durch seinen schnodderigen Stil beeindruckte, hat die Industrie erkannt: Cobain lässt sich immer noch gut vermarkten. Die T-Shirts, die er bei Auftritten trug, kann man nachbestellen. Darauf stehen dann Dinge wie: „Grunge is dead“. Auch Turnschuhe mit aufgedruckten Sätzen aus seinem Tagebuch sind beliebt.

Interessant für: Fans, die wissen, warum auf Cobains T-Shirt „Hi, how are you“ stand.
Kurt lebt weiter durch: Leute, die noch im Jahr 2009 Kurt Cobains Kleidungsstil imitieren wollen.
Der schönste Satz auf der Seite: „Es hat ihm Spaß gemacht, eine wandelnde Plakatwand zu sein.“

Der Freundeskreis
Selbstverständlich gibt es auf Facebook viele Seiten über Kurt Cobain. Die meisten Fans hat „Kurt Donald Cobain“. Dort diskutieren 120.000 Mitglieder aus aller Welt über seine Zeichnungen und Texte. Jedes Jahr verabredet man, wo Cobains Geburtstag kollektiv gefeiert werden soll - zum Beispiel in einem Park bei Seattle.

Interessant für: Alle, die Nirvana gern genug mögen, um mal schnell auf den Link zum Gruppenbeitritt zu klicken.
Kurt lebt weiter durch: Digitales Anschmachten.
Der schönste Satz auf der Seite: “Ich würde gern zu der Geburtstagsfeier kommen, leider wohne ich in Südafrika.“

Die Hinterbliebenen
Über die Beziehung von Kurt Cobain zu seiner Frau Courtney Love wird nach wie vor diskutiert. Ihre eigene Karriere hingegen wird von Cobain-Fans gerne ignoriert. Auch Chad Channing, ein ehemaliger Nirvana-Schlagzeuger, wird öfter über Cobain befragt anstatt über seine neue Band „Before Cars“.

Interessant für: Menschen, die gerne schimpfen wie die Rohrspatzen.
Kurt lebt weiter durch: Verschwörungstheorien und Vergangenheitsbewältigung.
Der schönste Satz auf der Seite: „Courtney Love muss in eine Zwangsjacke gesteckt werden, bevor sie noch mehr Leute umbringt."

Fotos: dpa, ap