In allen Sprachen der Welt gibt es unübersetzbare Wörter, aber ab und zu gibt es welche, die sind noch unübersetzbarer, ja, die allerunübersetzbarsten: Vor ein paar Jahren trafen sich Linguisten zu einem Kongress in England und erstellten eine Hitliste von Begriffen – auf Platz eins: »Ilunga« aus der Tschiluba-Sprache, die im Kongo gesprochen wird.
Das Wort bezeichnet einen Mann, der bereit ist, eine Beleidigung oder einen Angriff einmal hinzunehmen, der auch bereit ist, ihn ein zweites Mal hinzunehmen, der aber auf keinen Fall bereit ist, ihn ein drittes Mal hinzunehmen, sondern dann zur Verteidigung übergeht.
Bis vor ein paar Monaten hätte man »Ilunga« vielleicht noch mit »Kurt Beck« übersetzen können, ansonsten aber muss man sich mit langwierigen Umschreibungen behelfen. Der deutschen Sprache fehlen jede Menge Wörter. Da wir gerade halbwegs bei der Politik sind: Wie nennt man dieses versucht joviale, aber dann doch so streberhafte Gehabe, mit dem Guido Westerwelle reagiert, wenn ihm recht gegeben wird? Guideln? Rumguideln? Er hat mal wieder rumgeguidelt? Und warum gibt es keinen präzisen Ausdruck für den Gesichtsausdruck, mit dem Angela Merkel zeigt, dass ihr gerade etwas ganz und gar nicht passt? Warum müssen erst britische Zeitungen draufkommen, dass das »to merkel« heißen muss?
Der Dichter Jean Paul meinte, Deutsch sei »die Orgel unter den Sprachen«. Aber der fehlen ein paar Tasten, auch und erst recht im Alltag: Wie nennt man zum Beispiel dieses Geräusch, das alte Kaffeemaschinen machen, nachdem der Kaffee längst durchgelaufen ist, dieses Röcheln/Knacken/Scheppern/Blubbern?
Oder die hilflose Bewegung, mit der man sich beim Aussteigen aus einem Auto raus- und hochwuchtet, dessen Sitze viel zu tief sind?
Und, apropos Auto, wie soll man diese ganz besondere Form der Nervosität nennen, die sich einstellt, wenn man aus größerer Entfernung auf eine grüne Ampel zufährt und ständig damit rechnet, sie könnte genau dann auf Rot schalten, wenn man nicht mehr bremsen kann?
Und von den Klassikern haben wir jetzt noch nicht mal geredet:
Seit Ewigkeiten wird diskutiert, was man ist, wenn man nichts mehr trinken will (nicht satt, sondern …?). Oder die alte Frage des Autors Max Goldt, was eigentlich ein Handtuch macht, das zu Boden fällt, man könne das ja nicht Aufprall nennen – was aber dann?
Es fehlt an allen Ecken und Enden. Friedrich Nietzsche mahnte vor langer Zeit: Nehmt Eure Sprache ernst. Und genau deshalb wollen wir Ihnen, liebe Leser, ein Angebot machen. Wir haben hier in der Redaktion noch ein paar unbenutzte Begriffe rumliegen. Falls Ihnen also gerade die Worte fehlen – bitte bedienen Sie sich: Flonk. Bruddeln. Prack. Schnölz. Frehmig. Wamm.
Nichts zu danken.