Name: Patrik Wallner
Geboren: 3. August 1987 in Tübingen
Ausbildung: Autodidakt
Homepage: www.visualtraveling.com
SZ-Magazin: Herr Wallner, wie kommt man auf die Idee, mit dem Skateboard nach Afghanistan zu reisen?
Patrik Wallner: Es war nur eine Frage der Zeit. Ich habe in den letzten drei Jahren schon einige Rundreisen mit anderen Skatern in Asien und Europa unternommen, weshalb eine Reise nach Zentralasien sowieso früher oder später stattgefunden hätte. Am Ende stand dann die Route parallel der Seidenstraße mit Stopps in Kasachstan, Kirgistan, Usbekistan und Turkmenistan fest. In letzter Minute wurde uns allerdings der Eintritt nach Turkmenistan verweigert, weshalb wir stattdessen in Afghanistan gelandet sind.
Und wie können Sie solche umfangreichen Reisen finanzieren?
In der Regel zahle ich meine Reisen selbst, indem ich mir im Vorfeld ein wenig Geld verdiene. Manchmal zahlen auch ein paar Sponsoren, deren Logo ich dann im Gegenzug am Ende meiner Filme oder Fotos zeige.
Wie reagierten die Leute dort auf Sie als Skateboardfahrer?
In den meisten Städten halfen uns einheimische Skateboarder dabei, Hotels, Skate-Spots und Restaurants zu finden. Besonders in Afghanistan gab es aber auch Momente, in denen uns das Skateboard half, das Eis zwischen uns und den Einheimischen zu brechen. Anfangs waren die Leute noch skeptisch, aber nachdem sie uns dabei zusahen, wie wir auf Geländern rutschten und Stufen runtersprangen, wollten sie plötzlich selber skaten und löcherten uns mit Fragen.
Welcher Moment ist Ihnen am stärksten in Erinnerung geblieben?
Das beste Erlebnis war eine wirklich skurrile Szene in Afghanistan. Wir, schmutzige Skateboarder wurden in Geländewägen, begleitet von Bodyguards und der Polizei, chauffiert. Ich fühlte mich wie ein Politiker oder Skateboard-Botschafter.
Auf manchen Bildern sind schwer bewaffneten Begleiter zu sehen. Wie fühlt sich das an, so zu reisen?
Im ersten Moment unheimlich, nach einer Weile dann aber sehr angenehm. Ich erinnere mich, wie wir am zweiten Abend in Afghanistan mit den Wachleuten essen waren und ich mir dachte: »Kann der Typ mal seine Kalaschnikow von meinen Beinen entfernen?« Irgendwann fand ich es lustig, wie schnell ich mich doch daran gewöhnt hatte, so viele Maschinengewehre um mich zu haben. Außerdem ist mir im Gedächtnis geblieben, wie ich an einem Abend im Internet surfte und den Wachen einige Videos, Fotos und ein paar nackte Frauen zeigte. Daraufhin sagte einer zu mir: »Meine Kalaschnikow ist mein Internet«.
Wohin geht Ihre nächste Reise?
Iran wird mein nächstes Projekt. Ich bin mit Leuten im Kontakt, die in Teheran einen Skatepark bauen. Wenn alles nach Plan läuft, fliege ich diesen Sommer. Abgesehen davon gibt es noch viele Orte, an die ich zurückkehren möchte. Es gibt nichts Besseres, als den Wandel einer Stadt mitzuerleben.
Fotos: Patrik Wallner