Auf ein Glas Wein mit Alvaro Soler

Kaum einen Künstler verbindet man wohl so sehr mit Sommer und guter Laune wie ihn – Alvaro Soler. Seit Jahren läuft der Weltstar mit seinen spanischen Songs auch in den deutschen Playlists in Dauerschleife. Sein Talent für Musik entdeckte er bereits als Jugendlicher – in den Karaoke-Bars Tokios. Theresa Olkus hat Alvaro auf ein Glas Chardonnay getroffen.

Alvaros Flug hatte mehrere Stunden Verspätung. Dennoch im Gepäck: seine gute Laune. Foto: Felix Hartmann

Theresa: Alvaro Soler ist heute da. Herzlich willkommen.
Alvaro: Vielen, vielen Dank. Ich freue mich sehr und bin gespannt, was gleich passiert.

Theresa: Es wird ein bisschen Wein getrunken, und wir haben Zeit, uns ein bisschen zu unterhalten. Aber bevor wir starten, gibt es immer eine Frage für alle Gäste, und zwar: Was und wann war dein letztes Glas Wein?
Alvaro: Momentan trinke ich nicht so viel Alkohol, weil ich auf Tour bin. Alkohol ist nicht gut für meine Stimme, ich merke das am nächsten Tag sofort. Ich komme nicht so hoch und kann meine Stimme nicht so gut bewegen. Deswegen weiß ich genau, wann mein letztes Glas Wein war, nämlich im Haus meines besten Kumpels Ramon in Barcelona. Da waren er, seine Frau, meine Schwester und deren Freund. Das war ein superschöner Abend.

Theresa: Und weißt du noch, was ihr getrunken habt?
Alvaro: Es war Rotwein, aber ich weiß nicht mehr, was es war. Wenn ich dort zu Besuch bin, dann weiß ich, ich bin in guten Händen.

Theresa: Sehr gut. Das spricht für den Wein und für die Freunde.
Alvaro: Absolut. Wenn ich Alkohol trinke, dann trinke ich auf jeden Fall Wein. Bier mag ich gar nicht mehr. Das habe ich irgendwie verlernt.

Weißweine aus der Pfalz haben es Alvaro besonders angetan. Foto: Felix Hartmann


Theresa: Ich bin gespannt, was du zu dem Wein sagst, den ich mitgebracht habe. Du hast dir einen Weißwein aus der Pfalz gewünscht. 
(Theresa öffnet die Flasche)
Alvaro: Die Pfalz ist eh das Beste.

Theresa: Das war ein recht konkreter Wunsch für einen Gast. Hast du irgendeinen Bezug zur Pfalz?
Alvaro: In Deutschland hatte ich zwar noch keine Gelegenheit, eine Weintasting-Reise zu machen. Aber es gibt hier so gute Weißweine, und mein Drummer Simon, der aus der Pfalz kommt, bringt mir immer Wein mit. So habe ich die Pfalz entdeckt.

Theresa: Aha. Ich habe mir schon gedacht, dass es da irgendeine Connection geben muss. Warst du schon mal da?
Alvaro: Nicht direkt auf einem Weingut.

Theresa: Es ist traumhaft schön, und man muss einfach sagen, die Pfälzer sind gesellige Menschen.
Alvaro:
Ja? Wegen des Weins vielleicht. Deutscher Weißwein ist auch sehr, sehr gut, muss man sagen.

Theresa: Das werden wir jetzt unter Beweis stellen. Obwohl Riesling die wichtigste Rebsorte für die Pfalz ist, probieren wir heute einen Chardonnay. Lass uns anstoßen. (Theresa schenkt ein, beide trinken)
Theresa: Wow. Er ist auf jeden Fall intensiv. Man merkt schon beim Riechen, er könnte einen ein bisschen länger einnehmen.
Alvaro: Aber am Ende hat er so eine schöne Süße, finde ich.

Theresa: Er hat eine extrem schöne Frucht und Struktur.
Alvaro:
Auf jeden Fall. Ich mag Weine, die ein bisschen bissiger sind. Dieser hat 13 %, das ist für einen Weißwein viel.

Theresa: Das ist durchaus viel. Alvaro, wir sind heute in Berlin. Das ist eine deiner Lebensstationen. Es gibt auch andere Städte, mit denen du verbunden bist. Tokio zum Beispiel und Barcelona.
Alvaro:
Genau. Ich bin in Barcelona geboren, das ist meine erste Station, meine Mutter ist Spanierin, mein Vater ist Deutscher. Beide haben sich dort kennengelernt und auch gelebt. Wenn meine Eltern mit mir am Tisch sitzen, reden wir spanisch. Ginge meine Mutter kurz weg, würden ich und mein Vater aber deutsch sprechen. Ich bin in Barcelona auf eine deutsche Schule gegangen. Als ich zehn Jahre alt war, sind meine Eltern mit mir und meinen beiden Geschwistern nach Tokio ausgewandert, bis ich 16 oder 17 war. Dann ist meine Familie wieder zurück nach Spanien, und dort habe ich Abi gemacht. Aus meiner Zeit in Tokio habe ich noch viele Freunde. Das war eine intensive Zeit. In der Pubertät versucht man ja, sich selbst zu finden. Gleichzeitig war ich in einer ganz anderen Kultur und habe versucht, mich anzupassen.

In der Welt zuhause – Alvaro ist in Barcelona und Tokio aufgewachsen. Foto: Felix Hartmann


Theresa: Wie kam die Musik in die Familie? Wie hat sich dein Wunsch entwickelt, Musiker zu werden?
Alvaro:
Es gab ein Klavier bei meiner Oma zu Hause. Darauf habe ich immer geklimpert und eine Faszination für das Instrument entwickelt. In Tokio habe ich mir ein Klavier gewünscht und bekam ein Keyboard. Damit habe ich Klavier gelernt. Ich und meine Geschwister hatten einfach Spaß am Musizieren. Auch meine ganze Klasse in der Schule war sehr musikalisch. Wie andere zum Beispiel zur Fußball-AG gehen, sind wir mit 13 oder 14 Jahren zur Chor-AG gegangen. Auch die Leute, die gar nicht singen konnten. Es ging dabei nicht ums Singen, um die Perfektion. Es ging immer darum, Spaß zusammen zu haben. Dort habe ich gelernt, wie Harmonien funktionieren. Das war eine super Schule für mich. Und dann gab es noch einen weiteren musikalischen Aspekt: Karaoke. In Tokio und in Japan generell geht man einfach sehr oft in Karaokebars. Es gibt dort einzelne Zimmer, die man buchen kann. Meine Freunde und ich waren da quasi jeden Samstag vier bis fünf Stunden und hatten Spaß. Da habe ich gemerkt, dass ich singen kann. Meine Freunde haben mich auch gepusht und meinten, ich solle eine Band gründen.

Theresa: Was war letztendlich das Sprungbrett, um Musik professionell zu machen?
Alvaro:
Das war Jahre später nach meinem Studium. Ich wollte Autodesigner werden und Musiker sein. Das waren meine beiden Passionen. Ich kannte niemanden, der in der Musikbranche arbeitet, aber einige mit Bezug zu Design. Also habe ich eine Mischung aus Ingenieurwesen und Design studiert. Genau einen Tag nachdem ich mein Diplom bekommen hatte, habe ich bei Sony einen Vertrag als Songschreiber unterschrieben. Das war sehr cool. Die Plattenfirma hatten die Band gehört, die ich mit meinem Bruder und meinem besten Kumpel Ramon gegründet hatte. Ich dachte: Wenn Sony uns als Songschreiber will, machen wir das vielleicht gar nicht so schlecht. Dann lass doch einfach erst einmal nur Musik machen. Wir waren dann jeden Tag bei Ramon in der Garage und haben quasi von 9.30 Uhr bis 20.00 Uhr abends nur Songs geschrieben, Sachen recherchiert, Instrumente ausprobiert. Also nur Musik, Musik, Musik. Sony hat mich eines Tages zu einem Songwriter-Camp geschickt. Dort konnte ich viele Kontakte knüpfen. So hat sich das schließlich in eine Musik-Karriere verwandelt.

Karaokebars in Tokio ebneten Alvaros Weg zur Musikkarriere. Foto: Felix Hartmann


Theresa: Fließen deine Lebensstationen mit all den verschiedenen Kulturen in deine Musik mit ein? Beim Wein ist es ja so, dass die Herkunft, die Umgebung und die Menschen einen großen Einfluss haben.
Alvaro:
Ja. Für ein Album oder einen einzelnen Song braucht man verschiedene Techniken, wie beim Wein auch. Bei der Musik muss man entscheiden, welche Instrumente gespielt werden, und die Audiofiles müssen geschnitten werden. Für einen Wein braucht man verschiedene Trauben, es gibt eine Zeit, in der alles ruht, und so weiter. Ähnlich wie beim Kochen. Es ist wichtig zu wissen, ob ich die Tomaten für ein Gericht ganz klein oder in Scheiben schneide. Bei allem ist es gut, zwischendurch die Perspektive zu wechseln. Das heißt, dass ich ab und zu aufstehe und vom Computer weggehe oder beim Hören die Augen zumache. Denn bei der Musik muss ich am Ende nur auf mein Ohr hören. Ich habe früher sehr viele Alben im Bett gehört, bevor ich schlafen gegangen bin, einfach nur mit den Kopfhörern im Ohr und Licht aus.

Theresa: Wie beim Wein. Man assoziiert schon so viel mit der Farbe des Weins. Allein das Glas macht schon viel aus. Es gibt zum Beispiel schwarze Gläser für Blindverkostungen. Manche Leute haben dann Schwierigkeiten, Rot und Weißwein zu unterscheiden. Daran sieht man, dass das ganze Drumherum einfach so viel mit uns macht und den Geschmack beeinflusst.
Alvaro:
Absolut.

Für Alvaro haben Musik produzieren und Wein herstellen viele Gemeinsamkeiten. Foto: Felix Hartmann


Theresa: Deine Songs sind oft euphorisch und positiv. Was macht die Musik mit dir, wenn deine Stimmung eher melancholisch ist? Fällt es dir dann auch mal schwer, deine Musik zu machen, oder hilft sie dir?
Alvaro:
Es kommt darauf an. Die Musik leitet ein bisschen den Weg. Es kommt auch auf das Instrument an. Ich bin da sehr romantisch und ein bisschen verrückt. Ich denke, jedes Instrument hat viele Songs in sich, die man aus diesem Instrument herausspielen muss. Das ist die Kraft der Musik, die durch mich durchfließt. Es ist wie Meditation.

Theresa: Gibt es irgendwelche Dinge, die eine Art Zuflucht oder sicherer Ort sind? Wo du weißt, da fühlst du dich wohl und wirst garantiert gute Stimmung haben?
Alvaro:
Es ist einfach wichtig, mit Leuten zusammen Musik zu machen, denen du vertraust. Ansonsten habe ich kein Ritual. Es muss also kein Glas Wein bereitstehen. Ich habe früher ausprobiert, beim Weintrinken zu schreiben (lacht). Es wurde kein guter Song, einfach weil der Kreativprozess nicht normal abläuft, weil man sehr viele Details vergisst, die den Song zusammenzuhalten.

Theresa: Ich find es schön, dass wir die Gelegenheit hatten, in das Thema einzutauchen, und dabei einen Chardonnay aus der Pfalz kennenlernen durften. Es ist zwar das größte Riesling-Anbaugebiet der Welt, ich finde es aber schön und symbolisch, dass wir nicht mit etwas angestoßen haben, was pure Pfälzer Identität ist, sondern mit einem Chardonnay, der in der Welt zu Hause ist. Vielen Dank, Alvaro.
Alvaro:
Ja, mega lecker, wirklich. Dankeschön.

Beim Wein-Tasting. Nicht nur bei der Musik, auch beim Thema Wein zeigt sich, wie offen und neugierig Alvaro ist. Foto: Felix Hartmann

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