Auf ein Glas Wein mit Janina Uhse

Vor der Kamera stehen ist ihr Ding. Ob am Set als Schauspielerin oder als Foodspezialistin in der Küche für Rezeptvideos. Was kommt bei Janina Uhse in die Gläser, wenn Gutes auf dem Teller liegt? Theresa Olkus hat sie in Berlin auf ein Glas Sauvignon Blanc getroffen.

Foto: Julian Wedel

Theresa Olkus: Deine eigentliche Leidenschaft ist die Schauspielerei. Daneben hat sich inzwischen dein Foodblog sehr erfolgreich entwickelt. Wie viel Zeit nimmt dieser ein?
Janina Uhse: Ich würde behaupten, im letzten Jahr waren es fast 90 Prozent meiner Zeit, die ich in Janina & Food investiert habe. Ich habe damals ganz provisorisch parallel zur Schauspielerei damit angefangen, Kochvideos zu machen. Das war in der Küche des Freundes meiner besten Freundin. Denn er hatte eine ganz nette, einladende Küche. Irgendwann musste ich dann feststellen: Das wird so gut angenommen, wir brauchen einen eigenen Space. So kam es zum Kitchen Kartell – eine Küche und eine Art Wohnzimmer, in dem die verschiedensten Leute zusammenkommen.

Wenn du etwas zubereitest, muss das ja alles immer äußerst hübsch aussehen und nicht den Anschein einer Chaos-Küche machen. Ist das die Art, wie du auch privat kochst?
Ich bin tatsächlich eine kleine Chaos-Köchin. Wenn ich für mich zuhause koche, dann kann es durchaus passieren, dass ich die Sachen erst am nächsten Tag sauber mache – einfach weil ich gerne im Moment lebe und den Abend genießen möchte. Wenn wir Rezepte, Videos und Fotos produzieren, habe ich Gott sei Dank Hilfe und helfende Hände, die Dinge für mich vorbereiten. Sonst würde ich gerade einmal zwei Rezepte am Tag schaffen, keine sechs wie normalerweise.

Foto: Julian Wedel

Natürlich habe ich einen Wein mitgebracht. Du trinkst gerne Sauvignon Blanc, richtig?
Ja, ich habe mich eben schon gefreut, als ich die Flaschen gesehen habe, die du mitgebracht hast. Ich bin ein riesiger Sauvignon Blanc-Fan.

Der Winzer, bei dem ich war, hat mir einen reiferen Wein und einen sehr jungen Wein mitgegeben, so können wir zwei Jahrgänge im Vergleich probieren. Was schätzt du an Sauvingon Blanc?
Was ich grundsätzlich mag – und das hat Sauvingon Blanc für mich: Wenn er nicht so säurebetont ist, sondern eher schön ausgewogen und weich. Für mich ist Sauvingon Blanc sehr rund und weniger „pieksig“.

Sauvignon Blanc kennt man auf der ganzen Welt  – Neuseeland, Australien, Südafrika oder Frankreich. Der Wein, den ich mitgebracht habe, kommt aber aus Fellbach bei Stuttgart, also ein Sauvignon Blanc aus Deutschland.
Ich finde das großartig, weil ich viele Weintrinker in meinem Freundeskreis habe, die mich immer mehr zu deutschem Wein bringen. Ich liebe Weine aus Südafrika, aber die deutschen Weine gefallen mir immer besser – Chapeau. Der jüngere Wein im Glas ist in der Tat noch recht knackig im Mund, schmeckt mir aber gut.

Wie wählst du normalerweise Wein aus?
Ich habe natürlich meine Klassiker, die ich immer nehme. Wenn ich mich überraschen lassen möchte, frage ich immer die Profis. Ich sage ihnen dann, was ich nicht mag, und das was übrig bleibt, ist meistens eine sehr gute Wahl (lacht). Aber selbst wenn es mal nicht so ist, bin ich das nächste Mal um eine Erfahrung reicher.

Du bist gerne auf Reisen. Warst du in Deutschland schon mal in den Weinregionen unterwegs?
Tatsächlich war ich schon mal im nördlichsten Weingut Deutschlands. Auf Föhr im Weingut Waalem. Es ist ein wunderschönes Anwesen direkt am Meer. Dort wächst die Solaris-Traube, die der Witterung und den Herausforderungen dort oben standhält. Tatsächlich war ich auch in Werder im Brandenburger Land, auch dort gibt es Weinbau. Dort habe ich vor einiger Zeit mit Freundinnen eine Weinverkostung gemacht.

Foto: Julian Wedel

Verkostest du häufiger „professionell“ Wein?
Was wir mit einem befreundeten Pärchen häufiger machen, ist ein Blindtasting. Das letzte Mal war das Thema beispielsweise Rosé aus drei Preiskategorien. Es ist faszinierend, dass ich zumindest mit der Mitte meist richtig liege (lacht).

Mit Blindverkostungen kann man aber auch viele sehr aufs Glatteis führen. Das Auge spielt doch eine wichtige Rolle – auch bei der Wahl des Glases.
Bei mir ist es im Alter gekommen, dass ich wahnsinnig viel Wert auf schöne Weingläser lege. Wir trinken gerade auch aus einem mundgeblasenen Glas, welches sehr dünn ist. Dieselben habe ich auch zuhause und natürlich habe ich auch schon welche kaputt gemacht. Tatsächlich sind mir beide kaputt gegangen, als ich sie poliert habe. Ich bin daher inzwischen knallhart und packe sie in die Spülmaschine. Jeder, der schon mal ein Mundgeblasenes gekauft hat, weiß auch, wie viel solche Gläser wert sind, was die Sache ganz schön heikel macht.

Jetzt hatten wir eben den 2020er. Lass uns den reiferen 2014er probieren.
Der riecht schon ganz anders. Mag ich sehr sehr gerne. Das ist tatsächlich noch mehr mein Geschmack, auch wenn der erste auch schön war.

Was würdest Du dazu essen? Lass uns mal in dein Kochbuch schauen, zu welchen Gerichten Sauvignon Blanc gut passen könnte. Ich muss zugeben, ich habe schon mal ein paar Eselsohren zur Markierung gemacht.
Das finde ich toll, denn ein Buch ist ein Gebrauchsgegenstand. Im Vergleich zu den vielen digitalen Angeboten, ist es einfach nochmal was komplett anderes, ein hochwertiges Buch in der Hand zu haben, das riecht und das Gewicht hat. Wenn man dann durch die Seiten geht, müssen da sogar Eselsohren rein. Da darf gerne auch ein Rotweinfleck drauf und man kann sich auch Notizen reinmachen. Ich finde es absolut wichtig, dass so ein Kochbuch lebt.

Foto: Julian Wedel

Was hältst du von „Drei Käse Hoch: Ofenkürbis mit Spinat und Gorgonzola“ oder einem „Kürbis-Kichererbsen-Curry“? Das sind alles Gerichte, die sehr vielschichtig sind und die verschiedensten Aromen zusammenbringen. Da braucht man einen Wein, der dem standhalten kann.
Ich liebe solche Ideen. Ich war einmal bei Billy Wagner im Nobelhart & Schmutzig. Mich hat extrem fasziniert, welche Kombinationen sie hergestellt haben. Das Essen war sehr basic – ganz positiv gemeint, wirklich pur. Da kriegst du einen Baby-Salat-Kopf mit einer Brühe, die in ihrer Einfachheit der absolute Wahnsinn ist. Mit dem passenden Wein war das wirklich eine Geschmacksexplosion. Es ist der Wahnsinn, was passiert, wenn der richtige Wein mit dem richtigen Essen zusammenkommt.

Wie muss man sich den Prozess der Produktion eines Kochbuchs vorstellen? Das Buch ist ja sogar im Eigenverlag erschienen. Ich nehme an, dass das nicht üblich ist?
Dass wir das Buch selbst gemacht haben, lag an meinem Anspruch. Ich hatte Gespräche mit verschiedensten Verlagen und habe festgestellt, dass ich nicht bereit war, Kompromisse einzugehen – einfach, weil es eine Herzensangelegenheit ist. Mit meinem Team habe ich dann überlegt: „Was brauchen wir, um das selbst zu machen?“ Also wurden Kosten eingeholt, Druckereien, Papier, Grafiker, Litho, Lektorat angefragt, und was nicht alles dazu gehört. Wir haben es einfach gewagt. Am Ende war es ein unfassbarer Prozess, weil man so viel gelernt hat.

Was ist es letztlich für ein Buch geworden?
Es sind 101 Rezepte mit einer klaren Message: „I love Veggie“ – das ist der Titel des Buches. Weil ich gerne vegetarisch koche und esse, nicht weil ich missionarisch unterwegs bin. Aber mir fällt es sehr leicht, auf Fisch und Fleisch zu verzichten. Das ist für mich ein erster kleiner Hebel, was wir zu einem Besseren beitragen können. Ich möchte eine Inspiration darstellen – es muss nicht immer Fisch oder Fleisch sein.

Foto: Julian Wedel

Und offenbar teilen viele deine Leidenschaft, denn viele kochen deine Rezepte nach.
Es gibt ja Menschen, die keine Genussmenschen sind, was für mich unverständlich ist. Essen ist so ein schönes Entrée, denn man lernt die Kulturen kennen. Essen ist wie ein Universalschlüssel in andere Welten. Und ich freue mich, wenn viele Leute diesen Gedanken teilen.

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