Theresa: Liebe Lena, schön, dass es heute klappt.
Lena: Danke. Ich freue mich sehr, und herzlich willkommen in Berlin. Wir sind mitten im Zentrum, und es ist echt viel los.
Theresa: Das stimmt. Zu Beginn frage ich immer: Wann und was war dein letztes Glas Wein?
Lena: Mein letztes Glas Wein? Das ist schon richtig lange her. Ich kann verraten, dass ich früher sehr viel Rotwein getrunken habe. Ich liebe Rotwein, allerdings hat er viel Histamin, und ich muss sehr aufpassen, was meinen Histaminkonsum angeht. Also musste ich irgendwann auf meinen Rotwein verzichten, leider.
Theresa: Zu welchen Anlässen hast du früher gerne Rotwein getrunken?
Lena: Ich habe Rotwein überall getrunken (lacht). Ich habe Rotwein sogar abends beim Ausgehen im Club getrunken. Wenn alle anderen sich eher einen Gin Tonic bestellten, habe ich ein Glas Rotwein geordert. Viele sagen ja, dass sie von Rotwein eher müde werden, weil er oft so schwer ist. Dass er eher ein Getränk für vor dem Kamin oder mit einer guten Entenbrust ist. Ich dagegen konnte Rotwein überall trinken. Also auch beim Ausgehen.
Theresa: Das ist ungewöhnlich. Ich habe selten Leute gesehen, die im Club Rotwein trinken.
Lena: Rotwein ist für mich ein Getränk, das mir einfach schmeckt, vor allem die ganz tief dunklen, beerigen Rotweine. Die sind für mich wie ein Dessert.
Theresa: Du bist superviel unterwegs. Wann machst du mal so richtig Pause, und wie sieht die aus?
Lena: Ich mache regelmäßig Urlaub. Vor allem seitdem ich Kinder habe, ist mir das wichtig. Das ist unsere absolute Quality-Time. Bevor ich Mutter wurde, bin ich eigentlich nur gereist. Ich war vielleicht drei bis vier Tage im Monat zu Hause, wenn überhaupt. Es gab für mich auch keinen Grund, zu Hause zu sein. Jetzt wartet da jemand auf mich. Es ist sogar so, dass ich lieber den spätesten Flieger nehme, als entspannt am nächsten Tag zurückzufahren.
Theresa: Das heißt, Pause machen bedeutet für dich Familie, Kids und Reisen.
Lena: Ja. Das ist für mich auch nicht stressig. Ich genieße jede Sekunde. Klar, es ist auch anstrengend mit zwei kleinen Kindern, aber ich bin mir bewusst, dass dies nur eine ganz kleine Phase in meinem Leben ist, und ich weiß, dass es schnell auch wieder vorbei ist und ich es vermissen werde. Deswegen genieße ich das alles. Auch die stressigen Momente.
Theresa: Wenn wir ein bisschen über deine Arbeit und deinen Berufskosmos sprechen, ist dieser supervielseitig, und es hat sich viel die letzten Jahre getan. Du hast deine eigene Modemarke gegründet. Inzwischen gibt es sogar einen Duft. Das finde ich natürlich in Bezug auf Wein und das Thema Sensorik sehr spannend. Was ist denn ein Duft, den du gerne riechst? Was magst du besonders?
Lena: Ich bin ein großer Duftfan. Ich finde, mit einem Duft verbindet man Emotionen. Und das kann alles sein. Berlin hat einen bestimmten Geruch zum Beispiel, meine Heimat, genauer gesagt Cloppenburg in der Nähe von Bremen, hat einen bestimmten Geruch. Dort riecht es für mich nach frischer Wiese, nachdem es geregnet hat. Denn es ist in Norddeutschland, und da regnet es eben. (lacht) In meinem eigenen Duft habe ich natürlich meine Lieblingskomponenten verwendet. Er ist etwas süßlicher und sehr feminin, aber trotzdem sehr stark. Er fällt auf und ist ein Duft, der lange bleibt. Das war mir wichtig.
Theresa: Wie war der Prozess des Kreierens?
Lena: Ich habe es mir tatsächlich leichter vorgestellt. Es gibt einfach so wahnsinnig unterschiedliche Duftnoten. Jede kleine Nuance, die man verändert, verändert wieder das ganze Parfüm. Düfte sind so wahnsinnig individuell. Der eine liebt es, der andere mag es gar nicht, und der Dritte kriegt Kopfschmerzen davon. Es war sehr persönlich. Ein eigener Duft ist etwas, womit ich mich natürlich identifiziere.
Theresa: Beim Wein spricht man meistens von primären, sekundären und tertiären Aromen. Die Primäraromen sind die, die eine Rebsorte bereits mitbringt. Sekundär ist das, was durch die Weinverarbeitung entsteht, also wenn der Wein zum Beispiel in ein Holzfass kommt. Die tertiären Aromen sind die, die über die Reife, also über die Jahre, entstehen. Es gibt ja auch beim Parfüm diese drei Phasen, die Herz-, die Kopf- und die Basisnote.
Lena: Genau.
Theresa: Dementsprechend können wir uns nun an den Wein herantasten, den ich mitgebracht habe. (Theresa öffnet die Flasche)
Lena: Ich bin sehr gespannt. Ich habe keine große Ahnung von Wein.
Theresa: Das ist überhaupt nicht schlimm.
Lena: Ich geh da jetzt ganz unbeholfen ran und sage dir einfach, was ich schmecke und rieche und denke.
Theresa: Das ist das Ziel. Letztendlich muss er aber einfach nur schmecken.
Lena: Auf dem Etikett ist ein kleines Mädchen drauf.
Theresa: Das ist Anna. Es ist der Weißwein einer Winzerin, die jetzt erst so richtig gestartet hat. Das ist ihr allererster Wein. Auf der Flasche steht: „Ich habe als Kind sehr viel Zeit im Weinberg und Weingut verbracht. Mein Papa und mein Opa waren schon von klein auf Vorbilder für mich. Dadurch war von klein auf der Wunsch da, Winzerin zu werden. Ich fand es passend, dieses Bild von meinem vierjährigen Ich im Weinberg aufs Etikett meiner ersten eigenen Weine zu drucken, als stetige Erinnerung, wie meine Reise angefangen hat.“ Sie ist jetzt 23, also vor etwa 20 Jahren wurde das Bild gemacht. Wir probieren ihn jetzt mal. (Theresa schenkt ein)
Lena: Kennst du den Wein?
Theresa: Noch nicht. Ich bin genauso gespannt wie du.
Lena: Leicht riecht er.
Theresa: Mhm, finde ich auch.
Lena: Also Cheers. (Lena will anstoßen, Theresa hat bereits einen Schluck genommen) Jetzt warte mal. Stößt man mit guten Weinen nicht mehr an? Das weiß ich ja gar nicht.
Theresa: Doch, das macht man schon noch. Ich bin nur immer diejenige, die davor schon trinkt. Das tut mir leid.
Lena: Kein Problem. (beide lachen und trinken) Mhm. Er ist wirklich ganz leicht.
Theresa: Sehr angenehm. Er hat eine schöne, feine Würze. Ich finde, er riecht wirklich überhaupt nicht aufdringlich, also eigentlich wie ein gutes Parfüm.
Lena: Wenn ich ein ganzes Glas trinken würde, wäre ich betrunken. Es ist sehr, sehr preiswert, mit mir feiern zu gehen. Ich vertrage leider gar nichts. Viele Leute trinken abends ein Glas Wein zum Abendessen oder mit ihrem Partner, wenn die Kids im Bett sind oder am Wochenende. Das mache ich nie.
Theresa: Dann schätzen wir das heute umso mehr. Ich finde, die Winzerin hat einen guten Start hingelegt. Sie hat sich offensichtlich schon mit vier Jahren gedacht, dass sie das werden möchte, und jetzt, fast 20 Jahre später, steht das Produkt auf dem Tisch. Es kommt nun das 20. Jahr von Germany's Next Topmodel. Was ist das für ein Flashback für dich?
Lena: Es ist verrückt. Gefühlt ging diese Zeit so schnell um. Ich war 17 Jahre alt, als wir mit dem Drehen begonnen haben. Als ich die Show gewonnen habe, war ich 18. Um ehrlich zu sein, kann ich mich kaum noch daran und an die Zeit direkt danach erinnern.
Theresa: Vielleicht auch, weil so viel passiert ist.
Lena: Auch wenn sich vieles verändert hat, ist die Show noch die gleiche. Dass es sie nach 20 Jahren weiterhin gibt, da muss man einfach sagen: Chapeau. Dass man das geschafft hat, eine Fernsehsendung so lange erfolgreich zu halten, dafür muss man sich immer wieder neu erfinden. Das hat Heidi geschafft.
Theresa: Was hat sich denn in den vergangenen 20 Jahren verändert?
Lena: Damals war es eher so, dass alle in ein gleiches Bild passen sollten. Das hat sich verändert, Gott sei Dank.
Theresa: Wie hast du dich verändert? Wie hat sich deine Selbstwahrnehmung seitdem gewandelt?
Lena: Ich war 17. Jetzt bin ich 36. In diesen 20 Jahren habe ich so viel gemacht und erlebt. Ich bin nun Mutter von zwei Kindern. Zuvor bin ich 15 Jahre lang nur gereist und habe mich in allen möglichen Dingen ausprobiert und mich unfassbar als Mensch weiterentwickelt. Mit 17 oder generell nach der Schule fängt man an, sich auszuprobieren, und stellt sich Fragen wie: Was ist meine Reise? Wo will ich hin? Was ist mein Weg im Leben? Was sind meine Interessen? Genauso habe ich das auch gemacht, natürlich unter den Augen der Öffentlichkeit. Das heißt, ich bin damals nach London, Mailand, New York oder Paris gereist, bin mit meinem Modelbuch von Casting zu Casting, habe viele Türklinken geputzt und in wirklich schäbigen Model-WGs gelebt. Ich habe das ganze Klischee einmal durchgemacht. Das ist heutzutage schon ein bisschen anders, allein durch Social Media hat sich einfach wahnsinnig viel verändert, auch im Modelbusiness. Damals gab es das nicht.
Theresa: Du meinst, dass man heute selbst noch mehr dafür tun kann, um Aufmerksamkeit zu bekommen.
Lena: Früher ging es nur darum, wie du aussiehst und wie dein Körper aussieht. Heutzutage buchen Firmen Models nach Personality. Es geht darum, für welche Werte diese Person steht und wie diese sich mit den Werten der Firma decken. Das ist eine andere Herangehensweise. Social Media hat eine komplett neue Welt aufgemacht.
Theresa: Was würdest du den jungen Frauen der nächsten Staffel besonders mit auf den Weg geben?
Lena: Dass sie die Show als Chance sehen. So etwas macht man einmal im Leben und danach nie wieder. Also genießt es einfach, macht das Beste daraus, und denkt gar nicht so viel darüber nach. Mein Glück war natürlich, dass ich gar nicht wusste, was auf mich zukommt. Ich kannte das Wort »Umstyling« nicht. Und was ist eine »Challenge«? Das wusste ich auch nicht. All diese Sachen sind nun fest implementiert in dieser Show. Die Kandidaten wissen mittlerweile, was da passiert. Dadurch macht man sich mehr verrückt und versucht sich darauf vorzubereiten.
Theresa: Würdest du sagen, dass du heute gelassener bist?
Lena: Ich denke, es ist normal, dass man mit dem Alter entspannter wird. Ich war aber nie jemand, der sich unfassbar viel Druck gemacht hat. Ich wollte es mir selbst beweisen. Ich hätte mich auch gar nicht in einem anderen Beruf gesehen, deswegen wollte ich das Modeln einfach gerne gut machen und gerne lange machen. Je länger man in einem Business ist, desto mehr Gedanken muss man sich natürlich machen, zum Beispiel wie man manche Projekte am Leben hält, was man Neues machen und wie man sich selbst auch immer wieder neu pushen und herausfordern kann.
Theresa: Wie gelingt dir das?
Lena: Es war einfach alles Learning by Doing. Ich habe viele Sachen zum ersten Mal gemacht, vieles habe ich auch erst mal schlecht gemacht. Dann wurde ich besser. Die Dinge, auf die ich anfangs am wenigsten Lust hatte, weil sie mich besonders aus meiner Komfortzone geholt haben, haben mich immer am weitesten gebracht und mich am stärksten entwickeln lassen. Moderation zum Beispiel. Für mich war das der absolute Horror, vor vielen Leuten zu sprechen. Ich habe die Chance bekommen, Samstagabendsendungen zu moderieren. Ich hatte schlaflose Nächte. Ich hatte Angst. Es hat sich am Anfang auch nicht gut angefühlt. Ich bin aber reingewachsen. Schließlich hat es mir richtig viel Spaß gemacht.
Theresa: Hast du Rituale oder ein bestimmtes Vorgehen, um deine ganzen Wünsche, Projekte und Träume umzusetzen?
Lena: Ich gehe mittlerweile einfach immer nach Bauchgefühl.
Theresa: Das hilft bestimmt, bei allen Entscheidungen gelassener zu bleiben. Ich würde vorschlagen, dass wir noch einmal anstoßen. Prost. Lena, vielen lieben Dank.
Lena: Prost. Danke dir.