Gutedel ist für mich ein Stück Heimat
Noch ein Promiwein? Nicht ganz. Max Giermann, der durch seine Parodien als Stefan Raab oder Christian Rach bekannt wurde, hat eine Vision: Er will Gutedel in Deutschland bekannter machen. Theresa Olkus hat den Wein verkostet.
Theresa: Raus aus der Großstadt, mitten ins Markgräflerland, wo wir heute Max Giermann treffen. Schön, dass du da bist.
Max: Ich freue mich auch. Ich bin ein bisschen aufgeregt, ehrlich gesagt. Du hattest mich vor einiger Zeit schon einmal angefragt. Ich habe damals abgesagt, weil ich dachte: Was soll ich denn über Wein sagen? Allerdings wäre es mir damals im Grunde egal gewesen, wenn ich mich blamiert hätte. Jetzt ist das anders, weil ich nun mit Wein zu tun habe. Also ja, ich bin aufgeregt, freudig aufgeregt.
Theresa: Man könnte auch sagen: Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen.
Max: Ja, genau. Wie beim Wein, der muss ja auch ein bisschen reifen.
Theresa: Ich muss gestehen: Ich freue mich heute schon die ganze Zeit auf all die Komik und das Drumherum. Das findet man beim Wein nicht unbedingt, zumindest nicht auf den ersten Blick. Ich habe manchmal das Gefühl, dass Wein für viele Leute eher ein ernstes Thema ist.
Max: Ich arbeite mit einem Winzer zusammen. Mit ihm mache ich das Weinprojekt und wir haben es eigentlich immer sehr lustig. Wir lachen sehr viel, selbst wenn wir uns natürlich über vieles geärgert haben, auch übereinander wahrscheinlich. Ich erlebe das also anders.
Theresa: Was war denn der letzte Wein, den du getrunken hast, und wann?
Max: Ich habe gestern Abend tatsächlich ein Glas Riesling getrunken. Es war ein Wein von einem badischen Winzer hier aus der Region. Der war lecker, wobei ich aktuell sehr auf Gutedel stehe.
Theresa: Sehr gutes Stichwort. Lass uns über dein Projekt sprechen. Es heißt »Gier auf Gutedel«. Ein weiterer Promiwein, könnte man sagen. Aber ich kenne bisher niemanden, der einen Gutedel-Wein macht. Und das hat einen Grund.
Max: Wenn es nicht Gutedel gewesen wäre, hätte ich das Projekt nicht gestartet. Mir ging es von Anfang an darum, meine Heimatverbundenheit zu transportieren. Ich bin mit Gutedel groß geworden. Er stand bei uns zu Hause im Kühlschrank. Wahrscheinlich war das auch der erste Wein, den ich getrunken habe. Ich habe lange nicht gewusst, dass das eine regionale Spezialität ist, und habe erst später gelernt, dass man diese Rebsorte im Rest Deutschlands weitestgehend nicht kennt. Die Idee war also, etwas aus meiner Heimat nach draußen in die Welt zu tragen.
Theresa: Deine Heimat ist Südbaden. Hier bist du aufgewachsen, hier gehörst du hin?
Max: Ich bin in Freiburg aufgewachsen. Als Jugendlicher nimmt man oft nicht wahr, wie schön das hier ist. Jetzt, als Rückkehrer lerne ich meine Heimat noch mal neu kennen und das ist total schön.
Theresa: Ich schenke uns mal etwas ein. Gier auf Wein, Gutedel, Jahrgang 2022, ein Gemeinschaftsprojekt. (Theresa öffnet die Flasche Wein und schenkt ein)
Max: Auf jeden Fall. Das ist uns ganz wichtig, dass ich dem Projekt nicht nur meinen Namen aufgedrückt habe. Wir haben uns beide ziemlich reingekniet, da steckt viel Leidenschaft drin. Ich bin jetzt echt aufgeregt. Du bist ja eher ein Riesling-Fan.
Theresa: Ich liebe Riesling, weil er so laut und so vielseitig ist. Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass man mit jeder Rebsorte, egal, was man ihr nachsagt, etwas Spannendes machen kann. Ich bin ein sehr großer Verfechter heimischer Rebsorten, die es nicht überall gibt, und Gutedel gibt es eben nur hier.
Max: Ich hatte mir auch die Frage gestellt, warum es Gutedel eigentlich nur hier im Markgräflerland gibt. Das ist einfach historisch gewachsen, es hat sich so ergeben und darin sehe ich auch eine riesige Chance.
Theresa: Weil wir heute einen Fokus auf Gutedel haben, habe ich noch einen weiteren Gutedel eines anderen Weinguts dabei. Auch ich bin gespannt. Wie ist es, wenn ein Komiker aus Köln und ein Winzer aus dem Markgräflerland zusammen ein Projekt starten? Wie muss man sich das vorstellen?
Max: Uns war wichtig, dass wir einen Wein machen, den man bei jeder Gelegenheit trinken kann. Es sollte etwas Unkompliziertes sein. Ich selbst möchte mich noch intensiver mit dem Weinmachen beschäftigen. Ich bin auf jeden Fall angefixt. Es wird ja oftmals gesagt, dass das Klischee der Weinromantik gar nicht zutrifft. Ich finde das aber schon. Es hat etwas Sinnliches, auch weil man so viel mit der Natur zu tun hat. Man lernt Gelassenheit, weil man in der Weinherstellung von vielen Faktoren abhängig ist. Da kann ich, der im Job immer bemüht ist, die Kontrolle zu behalten, viel lernen. Jetzt lass uns probieren.
Theresa: Prost. (Beide probieren einen Schluck)
Max: Schmeckt er dir?
Theresa: Ich finde ihn extrem schön. Es ist ein Gutedel, der Charakter hat. Indem sich eine Region auf etwas fokussiert, in diesem Fall das Markgräflerland auf Gutedel, wird man darin sehr gut und ist auf dem Weg der Findung, wohin es mit einer Rebsorte gehen kann. Und ich glaube, wir haben heute ein schönes Spektrum. Wir werden ja gleich noch einen zweiten Gutedel probieren. Vorher muss ich dir aber unbedingt liebe Grüße von Christian Rach ausrichten, den wir zuletzt auf ein Glas Wein getroffen haben.
Max: Ja, danke schön. Darf ich fragen: Waren das nett gemeinte Grüße?
Theresa: Er sagte, es sei für ihn eine Ehre, dass du ihn parodiert hast, und dass ihn niemand so gut imitieren kann wie du.
Max: Oh, das freut mich.
Theresa: Ich habe das im Nachgang noch mal angeschaut, wie du Christian Rach als Restauranttester imitiert hast. Wie gehst du da vor, mit was beginnt man?
Max: Ich muss dazu sagen, dass Christian Rach bei »Switch reloaded« tatsächlich eine meiner Lieblingsparodien gewesen ist. Er ist eine super Vorlage, weil jede Folge des »Restauranttesters« im Prinzip immer gleich beginnt, Christian immer die gleichen Sätze sagt. Das erkennt jeder sofort. Was das Vorgehen anbelangt: Man guckt sich alles an Filmmaterial an, was man kriegen kann. Es gibt sehr viele »Restauranttester«-Folgen. Nach der Sichtung arbeite ich ganz viel an der Stimme, das ist das Schwierigste. Ich habe mit einem Diktiergerät stundenlang geübt. Das optische Merkmal bei Christian sind natürlich die ausladenden Gesten.
Theresa: Fällt dir das Körperliche eher leicht?
Max: Auf jeden Fall. Am Drehtag kommen dann ja noch das passende Make-up, die Haare und die Kleidung dazu. Ob es dann tatsächlich funktioniert mit der Parodie, ist letzten Endes auch immer ein wenig Glückssache. Das ist so ähnlich wie beim Wein. Es steckt so viel Arbeit, also Vorarbeit, darin, die man am Ende nicht sehen soll. Beim Wein weißt du beim Trinken auch nicht, dass der nur deshalb so gut schmeckt, weil der Hang besonders viel Kalk hatte und deshalb die Zitrusnote deutlich herauskommt. Das ist bei Comedy auch so. Es soll so wirken, als wäre es aus dem Ärmel geschüttelt, und man soll nicht merken, wie viel Arbeit da drinsteckt.
Theresa: Wie sind denn die Reaktionen, wenn man die Person, die man parodiert hat, trifft?
Max: Es gibt Reaktionen, die sind total positiv. Manchmal merke ich aber schon, dass die Leute sich so ein bisschen auf den Schlips getreten fühlen.
Theresa: Wollen wir noch den zweiten Gutedel trinken? (Theresa schenkt den zweiten Gutedel ein)
Max: Ja. Ich habe schon einen ganz trockenen Mund vom vielen Quatschen.
Theresa: Es ist ein Gutedel aus dem Jahr 2020. Wir haben heute einen Fokus auf Gutedel. Es ist wirklich außergewöhnlich. Von der Rebsorte Gutedel gibt es nur 1088 Hektar in Deutschland, von insgesamt 100 000 Hektar. Eine absolute Seltenheit.
Max: Ja, es ist tatsächlich eine der ältesten Rebsorten der Welt. (Beide probieren den Wein)
Max: Das ist eine edlere Version. Er riecht eher wie ein Riesling. Ich vermute, dass er im Holzfass ausgebaut wurde.
Theresa: Da würde ich mitgehen. Aber man merkt schon ähnliche Charakterzüge.
Max: Sehr lecker.
Theresa: Wird es von euch neben dem Gutedel noch mehr geben?
Max: Bis jetzt ist es eher ein Liebhaberprojekt für mich. Es macht mir großen Spaß und ich hoffe, dass wir wachsen werden. Wir planen tatsächlich, einen Crémant zu machen.
Theresa: Wow. Es ist also erst der Anfang. Wir sind sehr gespannt. Vielen Dank, dass wir heute euren Gutedel probieren durften.
Max: Danke, dass du da warst.