Welchen Sinn hat das Kinn?

Neue Einsichten über unseren Gesichtsvorsprung: Axel Hacke beschäftigt sich mit der Frage, wann die Stunde des Kinns schlug und was geschieht, wenn man auf selbiges draufschlägt.

Illustration: Dirk Schmidt

Im Rahmen meiner lebenslangen Beschäftigung mit der Sinnhaftigkeit von Körperteilen, insbesondere jenen im menschlichen Gesicht und dort wieder speziell der Mundpartie, stieß ich auf der Webseite der BBC auf einen Artikel des Londoner Zoologen Max Telford. Es ging um die evolutionäre Entstehung bestimmter Körperpartien und die Erklärungen dafür. Warum zum Beispiel haben wir ein Kinn?

Telford verwies zu Recht darauf, dass kein anderes Säugetier über ein solches verfüge. Auch der Neandertaler sei kinnlos gewesen im Sinne eines die untere Kopfhälfte markant abschließenden Gesichtsvorsprungs. Prachtexemplare: Michael Schumacher, Kirk Douglas, natürlich die Angehörigen des spanischen Zweiges der Habsburger mit ihren durch Inzucht deformierten, schließlich absurd weit vordrängenden Unterkiefern. Auch der 1901 ermordete amerikanische Präsident William McKinley (nicht McKinnley) ist zu nennen, der über ein Monumentalkinn verfügte, das von einer Schlucht gespalten wurde, die Grübchen zu nennen eine Verlächerlichung wäre. Ja, manche Zeitgenossen leisten sich sogar ein Doppelkinn, kein Tier kommt in die Nähe einer derartig üppigen Gesichtsarchitektur.