»Wir Kinderlose sind nicht unfähig, andere zu lieben«

Was bedeutet es für ein Paar, sich gegen Kinder zu entscheiden? Wie kann man ohne Nachwuchs ein Leben lang verbunden bleiben? Und woher weiß man, ob man seine Wahl nicht bereuen wird? Ein Gespräch mit der Soziologin Amy Blackstone über ihre Forschung – und ihre ganz persönliche Erfahrung.

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SZ-Magazin: Frau Blackstone, Sie und Ihr Mann sind Ende 40 und kinderlos, weil Sie das so wollten. Wie haben Sie das entschieden?
Amy Blackstone: Eigentlich sah alles danach aus, als würden wir früh Eltern werden. Mein Mann Lance war meine Highschool-Liebe, wir haben direkt nach dem Studium geheiratet. In den ersten Jahren unserer Ehe sind wir beide davon ausgegangen, dass wir irgendwann aufwachen und dieses magische Gefühl erleben würden, jetzt Kinder zu wollen. Ich bereitete mich schon in meiner Schulzeit darauf vor: Ich arbeitete für zwei Jahre in der Kindertagesstätte meiner Kirche, ich machte einen Babysitter-Schein und verdiente mir damit während meiner Studienzeit etwas dazu. Aber je älter ich wurde, desto mehr merkte ich, dass ich mir nie viel Gedanken darum gemacht hatte, was es bedeutete, Kinder zu bekommen. Sondern einfach davon ausging, dass Frauen eben Mütter werden. Und dass ich mein Leben mit Lance eigentlich sehr gerne so mochte, wie es war. Nur wir beide, keine Kinder. Als ich mit Lance zum ersten Mal darüber sprach, sagte er mir, dass er sich ähnliche Gedanken gemacht hatte.