Gibt es einen typischen Kelly-Blick?

Der Musiker Angelo Kelly im Interview ohne Worte über Liebesbriefe, seine elf Geschwister, verrückte Fans in den Neunzigern und die Frage, ob er besser singen kann als Florian Silbereisen.

Geboren: 23. Dezember 1981 in Pamplona 
Beruf: Musiker 
Ausbildung: Heimunterricht 
Status: Flügge

Erinnert sich noch jemand an die Spaßgesellschaft? Knapp dreißig Jahre danach ist nichts mehr davon übrig bis auf ein paar CDs von Take That, den Backstreet Boys und einer Menschenansammlung namens Kelly Family. Wer damals dabei war, darf sich heute auf die Schulter klopfen, Geschichte miterlebt zu haben: Eine Großfamilie aus Irland (oder Deutschland? So genau wusste man das nicht), die einen Hype auslöste, dessen wissenschaftliche Aufklärung immer noch auf sich warten lässt. Am Schlagzeug und trotzdem im Zentrum damals: Angelo, 15 Jahre alt, blasser Teint, Haare wie ein Engel. Bei jedem Auftritt griffen Teenagerhände aus allen Richtungen in sein Puppengesicht, ein Auftritt bei Wetten, dass . . ?, bei dem er sich angeblich die Locken abschneiden ließ (war aber nur eine Perücke), sorgte für eine nationale Schockstarre. Heute tritt Angelo solo auf, ist verheiratet, hat selbst fünf Kinder – 2010 fuhr er mit der Bagage monatelang durch Europa und trat als Straßenmusiker auf. Aus dem Kind ist ein Mann geworden, der eine sonderbare Kindheit un-beschadet überstanden zu haben scheint – und seinen endgültigen Ausstieg aus der Kelly Family bekannt gegeben hat. Coming Home, das neue Album von Angelo Kelly & Family (gemeint ist seine eigene), ist vor Kurzem erschienen.