Ihr Gesicht beim Zwiebelschälen, Jan-Göran Barth?

Der Leibkoch von Frank-Walter Steinmeier im Interview ohne Worte über Staatsbesuche, das Lieblingsessen des Bundespräsidenten und die Frage, welche Tischmanieren wirklich wichtig sind.

Geboren: 25. Januar 1978 in Berlin
Beruf: Koch
Ausbildung: Kochlehre im »Hilton Berlin« bei Thea Nothnagel
Status: Staatstragend

Seinen Namen kennt kaum jemand, den Ort, an dem er arbeitet, schon: Schloss Bellevue, Spreeweg 1, Berlin. Mit Frank-Walter Steinmeier bekocht Jan-Göran Barth bereits den fünften Bundespräsidenten, seit er vor 22 Jahren dort angefangen hat, davor waren es Johannes Rau, Horst Köhler, Christian Wulff, Joachim Gauck. Seine Aufgaben reichen von Staatsbanketten mit 150 Gästen bis zum Flying Barbecue im Schlosspark mit 750 Gästen. Auf Dienstreisen ist Barth dafür verantwortlich, dass dem Bundespräsidenten die Mahlzeiten auch an Orten mit exotischem Essen wohl bekommen. Für sich privat muss der Bundespräsident kulinarisch allerdings selbst sorgen. Anfangs hat Barth, der bei der Bundeswehr als Koch arbeitete und im Oktober 2000 mit der Jugendnationalmannschaft die Koch-Olympiade gewann (was ihm einen Schub Selbstbewusstsein verschaffte, wie er sagt), Bellevue ziemlich umgekrempelt. Vor ihm gab es Champagner, Aceto balsamico, Gänsestopfleber. Jetzt ist die Schlossküche einfach, regional, saisonal: Winzersekt von der Mosel, Kohlwickel, Dörrobst, Schwarzwurzel, Steckrübe – die Kräuter kommen von der Ostsee, der Schwarzessig aus Mecklenburg-Vorpommern. Und statt Nudeln gibt es heimische Kartoffeln in allen Variationen.