Rainy days, lovely people – beim Pilzesuchen

In unserer letzten Folge habe ich München bei Regen erkundet. Ich war überrascht, wie anders eine Stadt bei schlechtem Wetter wirkt, aber auch wie viel Spaß man dabei haben kann! Darum hält uns der Regen auch heute nicht davon ab, nach draußen zu gehen und so fahre ich mit drei Freunden ins Münchner Umland. Für einen Tag im Wald.

In Vorderriss beim Sylvensteinspeicher auf Pilzsuche

Unter normalen Umständen hätte ich die Tour abgesagt, aber jetzt haben wir extra eine Woche auf Regen gewartet. Der Plan für heute: Schwammerlsuchen, bzw. hochdeutsch Pilzesammeln. Für diese kleinen Waldbewohner sollte das Wetter eigentlich perfekt sein: feucht, aber nicht zu kalt. Als ich mich mit Leni, Chris und Matthias treffe, sieht es dann schon etwas ungemütlich aus, doch genau das wollten wir ja und so geht es mit einer Mischung aus Skepsis und Neugier in Richtung Voralpenland. Schon beim Start schüttet es kräftig, dementsprechend dick packen wir uns ein. Dafür haben wir die Gegend ganz für uns allein. Vermutlich freut sich Matthias am meisten darüber, denn er macht die Fotos von unserem Ausflug.

Zwar regnet es, aber das hält uns heute nicht ab

Alles verschwimmt im Nebel und wir stürzen uns mitten hinein. Schon nach wenigen Schritten sind wir nur noch von Grün umgeben. Äste streichen über unsere Arme, tausend Tropfen trommeln auf Kopf und Schultern. Dabei merke ich schnell: Man kommt deutlich intensiver mit der Natur in Kontakt, sobald sie einem direkt ins Gesicht regnet. Und auch wenn das Wetter richtig mies ist, die Laune ist es nicht. Im Gegenteil. Denn wir segeln unter der Trotzdem-Flagge. Trotzdem draußen, trotzdem trocken, trotzdem dazu aufgelegt, Steine über einen Bach hüpfen zu lassen.

Die Jungs kommen auf fünf Hüpfer, Leni auf weniger und sofort fühlen wir uns verpflichtet, ein umfangreiches Tutorial anzubieten: Selbstverständlich ist die Steinauswahl ganz entscheidend und der Hüftschwung und überhaupt braucht es dafür den richtigen Aufprallwinkel aufs Wasser. Hätten wir damals schon gewusst, dass der Weltrekord bei 88 Hüpfern liegt, wären wir vielleicht ein wenig zurückhaltender gewesen. Vielleicht.

Ein seltenes Vergnügen

Natürlich sind wir nicht die ersten hier, aber ein bisschen fühlt es sich so an. Mit jedem Schritt hinterlassen meine Schuhe einsame Spuren im Matsch, der die Sohle nur mit einem lauten Schmatzen wieder frei gibt. Natürlich bremst das aber da wir alleine sind, können wir uns so viel Zeit nehmen wie wir wollen. Nach einer eher stressigen Woche ist das für mich genau das Richtige. Und so sauge ich mit einem stillen Grinsen die monotone Geräuschkulisse und den vertrauten Geruch feuchter Erde auf, während Matthias mit stoischer Miene seine Kamera zum siebten Mal trockenwischt.

Dann stehen wir endlich dort, wo laut Plan auch die Pilze stehen. Und selbst wenn wir nur zum Spaß und nicht von der Notwendigkeit getrieben nach Essen suchen, ist der Jagdtrieb sofort geweckt. Mit weit aufgerissenen Augen und gebeugtem Rücken durchstreifen wir den Forst. Da, ein erster Pilz! Doch der entpuppt sich als Blatt. Da, noch einer! Doch auch das ist nur ein Stein. Viel Gras wächst hier, das sieht nicht nach einem guten Pilzplatz aus. Ganz analytisch versuche ich mich in einen Pilz hineinzuversetzen: Wenn ich mir hier eine Bleibe suchen müsste – wo würde ich mich hinstellen? Ins Flache oder eher an einen Hang? Sicher nicht auf eine Lichtung. Aber wo dann? In der Nähe eines umgestürzten Baums wird Leni als erste fündig: eine ganze Pilzkolonie! Stolz inspizieren wir die Jagdtrophäen: Ein breiter, flacher Hut, Lamellen unter der Kappe und ein brauner Stil. Super – nur was ist das jetzt? Zur Sicherheit hatte ich mir gestern extra noch eine Pilzbestimmungs-App runtergeladen, aber die liefert etwas indifferente Ergebnisse. Könnte dieses oder jenes sein, so genau legen sich die Programmierer nicht fest, darum lassen wir alle weiteren Exemplare lieber stehen. Steinpilze könnte ich zuordnen, aber die wachsen hier nicht. Und auch an keiner anderen Stelle, an der ich vorbeikomme. So bleibt der Korb erst mal leer. Das ist unter sportlichen Gesichtspunkten enttäuschend, dem Ausflug tut es dagegen keinen Abbruch. Denn immerhin die Speicherkarte von Matthias füllt sich langsam. Seinem Lächeln nach zu urteilen „ist da auf jeden Fall was dabei“.

Kurz darauf findet Chris noch einen Frosch und Lena den perfekten Brotzeitplatz. Etwas neidisch schiele ich wenig später auf ihre Brotzeittassen. Die tragen nicht nur wunderschöne Illustrationen, da sie nicht isoliert sind, wärmen sie die klammen Finger sicher besser als mein Thermobecher. Dafür kann ich mit Schokolade und Gummibärchen punkten. So gestärkt geht’s ziemlich bald weiter.

Wir gehen leer aus

Als wir nach einer weiteren Stunde immer noch keine Steinpilzspur sehen, machen wir uns irgendwann doch auf den Rückweg. Beziehungsweise auf das, was wir dafür halten. Chris verkündet: „Also von hier sind wir definitiv gekommen – glaub ich.“ Zu meiner Überraschung stimmt das und so landen wir wenig später wohlbehalten wieder in der Stadt. Danke dafür.

Es ist das Erlebnis, das an diesem Tag zählt

Am Ende kommt es dann gar nicht so sehr aufs Ergebnis, sondern viel mehr auf das Erlebnis an und auf die Gesellschaft. Aufs Unterwegssein. Der Regen hat aus unserem Spaziergang ein kleines Abenteuer gemacht. Aus schlechten Scherzen riesige Gags. Er hat dafür gesorgt, dass der lauwarme Tee zum Highlight wird, genauso wie die etwas zerfallene Brotzeit, die bereits eine Nacht im Kühlschrank hinter sich hatte.

Das Selfie für unsere Freunde darf am Ende natürlich nicht fehlen

Und das Pilzrisotto haben wir uns dann am Abend auch noch schmecken lassen. Im Restaurant.

Zur ersten Folge: Rainy days, lovely people – in der Stadt

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