Geboren am Morgen des 25. November 1969 im Kantonsspital Aarau: Stefanie L., sechs Wochen zu früh, 2800 Gramm, die Haut gelb, Atemnot, Durchfall. Zu Hause brennt eine Kerze, Tag und Nacht, Stefanie überlebt – eigentlich wollte ich sterben. Sie ist das dritte Kind ihrer Eltern, die Mutter Bäuerin, der Vater Bauer in R., drei Kilometer bis ins Dorf. Stefanie beginnt spät zu gehen, spät zu reden, sie ist schlank und blond und hübsch, ein fröhliches Kind, manchmal setzt sie sich zum Vater, der sich lustige Geschichten ausdenkt, Stefanie sei ein Zauberer und habe einen Stab, damit klopfe sie an einen Baum, schtips, schtaps, schtöps, aus dem Baum wird, was man sich wünscht. Manchmal zieht Stefanie den Unterrock der Mutter an und tanzt durchs Haus. Am Abend sitzt Mama an den Betten, spricht ein Gebet, zeichnet den Kindern das Kreuz auf die Stirn. Droht ein Gewitter, bricht sie ein Stück vom Palmzweig ab, den der Pfarrer vor Ostern segnete, und legt ihn ins Feuer – Jesus und Maria, verschont uns vor Hagel und Sturm.
Die gute Bäuerin
Die Geschichte von Stefanie L., die fast fünfzig Jahre lang in einer Welt aus Schweinen, Landmaschinen und Jodelvereinen lebte – im Körper von Stefan L.