Herr Dr. Bugaj, jüngst wurde bekannt, dass Gerhard Schröder in eine Klinik eingeliefert wurde wegen eines Burnouts. Schröder mischte nach seiner Zeit als Bundeskanzler weiter in Politik und Wirtschaft mit, übernahm Führungspositionen und stand oft scharf in der Kritik für seinen Umgang mit Russland. Ist es dieses Viel-um-die-Ohren-Haben, das Menschen früher oder später in einen Burnout treibt?
Till Bugaj: Ganz allgemein gesprochen ist die bloße Menge der Aktivitäten gar nicht so entscheidend für eine Burnout-Entwicklung. Viel um die Ohren zu haben kann man ja auch als eine Art Flow erleben und sehr zufrieden damit sein. Schwieriger ist, wenn Stress zum Dauerzustand wird und ein Leidensdruck daraus hervorgeht. Die Alarmglocken schrillen bei mir, wenn jemand regelmäßig an oder über die Leistungsgrenzen hinausgeht, dabei Körpersignale und persönliche Bedürfnisse ignoriert oder soziale Kontakte vernachlässigt.
»Burnout ist keine Depression, aber ein Weg dort hin«
Wer im Job viel leistet, ist Burnout-gefährdet. Hier erklärt Till Bugaj, Facharzt für psychosomatische Medizin, wie man eine gesunde Distanz zum Beruf aufbaut. Und wie ein »Dauerauftrag« für das eigene Energiekonto vor dem Ausbrennen schützt.

»Wer ausbrennt, muss mal gebrannt haben«, sagt der Experte im Interview.
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