»Schon zwei Wochen Abstinenz helfen, das Belohnungszentrum zu rebooten«

Dopaminfasten erlebt einen Hype. Es soll helfen, schädliches Verhalten wie ewiges Handyscrollen oder Stressessen loszuwerden. Ein Interview mit der Neurowissenschaftlerin Anni Richter über den Stoff, der unser Gehirn steuert – und die Frage, ob man so echt von ihm loskommen kann.

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SZ-Magazin: Frau Richter, Dopamin ist gerade in aller Munde, weil es beim Handyscrollen ausgeschüttet wird und die Vermutung naheliegt, dass es uns an dieses Gerät fesselt. Darum wollen viele Menschen »Dopaminfasten«. Ganz von vorn gefragt: Was ist das eigentlich für ein Stoff?
Anni Richter: Dopamin ist ein sogenannter chemischer Botenstoff oder Neuromodulator im Gehirn. Dort wird es im Mittelhirn hergestellt und wirkt an unterschiedlichen Rezeptoren. Es hat ganz verschiedene Funktionen…

… im Volksmund gilt es als »Glückshormon«.

Vereinfacht gesagt signalisiert es uns, ob wir durch ein bestimmtes Verhalten eine Belohnung erwarten können oder nicht. Im Frontalhirn wirkt es sich auf die Aufmerksamkeit und Konzentration aus. In den motorischen Hirnarealen ist das Dopamin hingegen als Botenstoff wichtig für die Bewegungssteuerung und auch im Hippocampus dockt es an und unterstützt dort unser Gedächtnis. Da es so viele Funktionen hat, ist Dopamin für uns Menschen unverzichtbar.