Die bin ich nicht!

Claudia Pfister weiß so gut wie nichts über die Täter – hat aber das Gefühl, die Täter wissen alles über sie.
Ich google mich nicht mehr. Aus Furcht vor der, die mir da begegnet. Die Frau, die im Internet so heißt wie ich, die an derselben Adresse wohnt, die an meinem Tag Geburtstag hat, diese Frau bin ich nicht. Polizei und Staatsanwaltschaft in München können das inzwischen bestätigen, auch wenn sie lange gebraucht haben, um zu verstehen, was mir passiert ist. Ich heiße Claudia Pfister, ich bin 50 Jahre alt, arbeite als Unternehmenscoach in München, und man hat mir meine Identität
Am 28. November 2019 bekam ich eine routinemäßige Nachricht meiner Kreditkartengesellschaft über die Abbuchung von 500 Euro. Die Zahlung ging an Google Ads. Ich wunderte mich, denn ich hatte keine solche Zahlung für Google-Werbung in Auftrag gegeben. Ich prüfte online die Umsätze auf meiner Kreditkarte. In der Übersicht sah ich, dass es in den zwei Wochen zuvor drei weitere Abbuchungen von Google Ads gegeben hatte, insgesamt 1600 Euro. Zu Beginn meiner Selbstständigkeit 2010 hatte ich einmal tatsächlich Anzeigen bei Google
Da man Google nicht anrufen kann, schrieb ich eine E-Mail. Rund 24 Stunden später hatte ich Jasmin am Telefon, eine sehr freundliche Stimme mit osteuropäischem Einschlag, sie rief aus Irland an, dem Steuersitz von Google. Als ich mein Google-Konto verifizieren sollte, erklärte mir Jasmin, dass ich vor nicht langer Zeit ein weiteres Google-Konto eröffnet hätte, auf dem meine aktuell gültige Kreditkarte hinterlegt sei. Ich sagte Jasmin, dass ich von diesem Account nichts wisse, es müsse sich um ein Missverständnis handeln.
An meinen Kreditkartenabrechnungen fielen mir weitere Ungereimtheiten auf. Da waren sieben Abbuchungen zwischen zehn und dreißig Euro, Kleinstbeträge, die ich vorher übersehen hatte. Begünstigter war die Firma Namecheap.com, die ich nicht kannte und die, wie ich später erfuhr, eine Registrierungsseite ist, auf der man im Internet Domains kaufen kann. Zusammengenommen 120 Euro. Auch eine Abbuchung von 115,83 Euro für eine Firma namens ServerMask sagte mir nichts. Heute weiß ich: ServerMask ist ein Dienst, mit dem sich Standorte von Servern verschleiern
Noch immer war mir nicht klar, in was ich da hineingeraten war. Fünf Tage später, am 3. Dezember 2019, bekam ich einen Anruf der Polizeistation Bad Bodenteich in Uelzen, Niedersachsen. Der Polizist teilte mir mit, dass er gegen einen Fakeshop namens Coffeelo.net ermittle, der vorgebe, Kaffeemaschinen zu verkaufen. Es liege eine Anzeige gegen die Betreiberin der Seite vor, eine Frau aus Suhlendorf hatte einen Kaffeevollautomaten bestellt und bezahlt, aber nicht geliefert bekommen. Die Betreiberin von Coffelo.net, sagte der Polizist, sei
Aufgeregt versuchte ich, dem Polizisten zu erklären, dass ich damit nichts zu tun habe, die Seite nicht kenne, keine Kaffeemaschinen verkaufe, selbst Opfer und nicht Täter bin. Der Polizist meinte, er habe sich so etwas schon gedacht. Es gebe selten Täter, die einen Fakeshop ins Netz stellen und ihre echte Adresse hinterlegen. Wenn das, was ich sage, stimme, sei ich Opfer von Identitätsklau. Es war das erste Mal, dass ich von dem Begriff hörte, der mich von nun an ständig
Das tat ich am nächsten Tag. Aus dem Datenmissbrauch, den ich den Polizisten meldete, machten sie »Computerbetrug«. Als hätte der Computer mich übers Ohr gehauen und nicht Menschen. Die Polizisten waren freundlich, aber ich fühlte mich fehl am Platz. Für eine Schlägerei in der U-Bahn, Hausfriedensbruch oder ein geklautes Handy, dafür mochten die zumeist älteren Polizisten geschult sein, aber Internetkriminalität, Identitätsdiebstahl? Auf die Frage, wer »meine« Kaffeemaschinenseite offline stellen könne, bekam ich keine Antwort.
Am nächsten Tag rief mich
Ein Grundproblem sei, sagte mir
Über Karakayas Netzwerk kam ich
Eine Woche vor Weihnachten kam
Ich erinnerte mich zunächst nicht
Rebecca Zinke entdeckte zwei weitere,
Von allen drei Shops führten
Ich schämte mich dafür, dass
Unterdessen gingen die Abbuchungen von
Dauernd wollte jemand etwas von
Viele Opfer von Wohnungseinbrüchen erleiden
Drei Wochen lang hatte ich
Ich fragte Viktor Mraz, der
Ende Januar 2020 legte mein
Ende Februar verfügte die Generalstaatsanwaltschaft
Warum im Bescheid der Generalstaatsanwaltschaft
Eine Woche später klingelte das
Und nun? Die Polizei in
Die Frage nach meiner eigenen