SZ-Magazin: Zu Weihnachten stehen etliche Verabredungen und Veranstaltungen an, und viele Menschen möchten nichts verpassen. Das bedeutet Vorfreude und Druck zugleich. Woher kommt dieses Spannungsverhältnis?
Robert Willi: Möchten Sie davon wirklich nichts verpassen? Oder haben Sie das Gefühl, Sie müssten teilnehmen, um Erwartungen zu erfüllen? Oft gibt es dieses Gefühl, dass man teilnehmen muss. Da kann man sich fragen: Woher kommt dieses Verpflichtungsgefühl eigentlich?
Wie lautet Ihre Antwort als Psychotherapeut?
Es gibt mehrere auslösende Faktoren. Die Persönlichkeit und die eigenen Erfahrungen spielen hinein. Oft handelt es sich dabei um sogenanntes »People Pleasing« – man will es anderen recht machen. Dieses Verhalten wurzelt in einer Angst vor Ablehnung, Kritik oder Konflikten. Letztlich geht es häufig um den Wunsch nach Anerkennung und damit um einen Selbstwertkonflikt. Die Betroffenen vergleichen sich oft mit anderen und versuchen ihnen nachzueifern. Verstärkt wird diese Problematik durch die sozialen Medien, in denen man zusätzlich sieht, was die andere Spannendes unternehmen. Da kann der Eindruck entstehen, man müsse auch ständig etwas Besonderes erleben. Außerdem gibt es heute oft die Möglichkeit, digital an Veranstaltungen teilzunehmen. Da denkt man schnell, zumindest das sollte man doch schaffen.
