»Manche Menschen haben große Angst, negative Gefühle hochzuholen«

Den einen fällt es schwer, über ihre Gefühle zu sprechen, andere nehmen sie gar nicht erst richtig wahr. Die Psycholinguistin Carlotta Welding erklärt, warum es so wichtig ist, sich seinen Emotionen zu stellen – und den Unterschied zwischen Gefühlsblindheit und Verdrängung.

Verdrängung von Emotionen kann in akuten Situationen sinnvoll sein. Um sie zu verarbeiten, müssen wir sie aber durchleben.

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SZ-Magazin: Wie kommt es, dass manche Menschen sehr emotional und andere total rational sind? 
Carlotta Welding: Unser emotionales Erleben ist schon ab der Geburt von Mensch zu Mensch unterschiedlich intensiv. Wenn jemand rational veranlagt ist, bedeutet das aber keinen Mangel an Gefühlen. Vielmehr orientieren sich diese Personen stark an Fakten und externen Faktoren und beschäftigen sich nicht so sehr damit, was in ihnen vorgeht. Sie stehen beispielsweise unter der Dusche und denken: Ah, da ist Schimmel, ich muss den Handwerker beauftragen. Jemand, der stärker emotional veranlagt ist, denkt in der Dusche am Morgen vielleicht: »Puhh, warum fühl’ ich mich heute so lustlos und schwerfällig?«