Manchmal sind es die beiläufigen Momente, die mich etwas Bleibendes verstehen lassen. Hamburg-Hauptbahnhof, Ende Mai, wenige Tage nach der Messerattacke auf Gleis 13/14. Genau dort fährt mein Zug ab. Vom Tatort. Ich bin kein ängstlicher Mensch, aber mulmig ist mir schon zumute, als ich mich mit meinem Rollkoffer durch die Entgegenkommenden schlängele. Ob politisch motiviert oder nicht, was bleibt nach Angriffen wie in Hamburg, Mannheim, Halle, Solingen oder München, ist Unsicherheit. Selbst bei Menschen, die sich nicht verunsichern lassen wollen.
Halt meine Hand
Wenige Tage nach der Messerattacke am Hamburger Hauptbahnhof fällt unserer Autorin am Gleis der Tat eine Mädchenclique auf, die Händchen hält. Täte uns diese Geste nicht allen öfter gut?

William und Felice sitzen händchenhaltend im Diner, als würden sie
das immer so machen. Dabei kennen sie einander gar nicht. Seit 2007 porträtiert der US-Amerikaner Richard Renaldi Fremde, als wären sie Vertraute. Seine Serie Touching Strangers, aus der alle Fotos in diesem Artikel stammen, demonstriert die Kraft der Berührung.