»Such dir einen Partner, der bereit ist, 50:50 zu machen«

Dieser Satz gilt heute als Goldstandard unter den Ratschlägen für junge Frauen, die gleichberechtigt leben wollen. Warum er besser klingt, als er angesichts unserer gesellschaftlichen Realität ist.

Die Szene ist ein moderner Klassiker: Abendessen mit Freunden. Ein Paar, Mitte dreißig, beide das, was man »beruflich erfolgreich« nennt, beide gut ausgebildet, beide arbeiten Vollzeit. Das Paar hat etwas zu verkünden: Sie bekommen ein Kind. Großes Hurra. Später erzählen sie von der gemeinsam geplanten Zukunft. Sie wird ein Jahr in Elternzeit gehen, ihr Partner weiß noch nicht, ob er überhaupt Elternzeit nimmt. »Als Selbstständiger ist das total schwierig, die Kunden warten ja nicht auf einen«, sagt er.

In der Theorie sind sich heute viele Paare darüber einig, dass sie eine gleichberechtigte Partnerschaft leben wollen. Wird dann aber das erste Kind geboren, setzt schlagartig das ein, was die Soziologin Jutta Allmendinger »Retraditionalisierung« nennt: Die Frau nimmt eine lange Elternzeit, der Mann seine zwei »Vätermonate« (wenn überhaupt), danach geht die Frau in Teilzeit. Individuelle Erklärungen für diese Aufteilung findet jedes Paar, das man fragt. Hat irgendwie doch besser gepasst.