»Niemand hat die vollkommene Kontrolle über die eigene Sexualität«

Sex ist immer ein Wagnis, weil man sich zutiefst auf jemanden einlässt. Im Interview erklärt die britische Schriftstellerin Katherine Angel, warum Einverständnis dabei nicht die Lösung aller Fragen ist, vor allem nicht für Frauen. Und warum Verletzlichkeit etwas Schönes sein kann.

Morgen wird Sex wieder gut. Frauen und Begehren von Katherine Angel erscheint am 11. April im Hanser Verlag. 

Foto: Stacey Yates

SZ-Magazin: Frau Angel, Sie beschäftigen sich wissenschaftlich und literarisch mit der Geschichte der weiblichen Sexualität. Ihr neues Buch heißt »Morgen wird Sex wieder gut«. Was stört Sie am Sex heute?
Katherine Angel: In den vergangenen Jahren war das große Thema Einverständnis beim Sex, natürlich immer vor dem Hintergrund von sexuellem Missbrauch, von sexueller Belästigung, auch am Arbeitsplatz, alles nach wie vor Themen, die entstehen, weil die Verteilung der Macht zwischen Männern und Frauen immer noch so ungleich ist. Einerseits finde ich gut, dass so viel über diese Themen geredet wird, andererseits irritiert mich, in welche Richtung die Gespräche laufen. Konsens ist nicht die Antwort auf alle Fragen, wenn es um Sex geht.