SZ-Magazin: Herr Beier, in den vergangenen Jahren ist das Thema Einsamkeit verstärkt in den medialen und politischen Fokus gerückt. Sind die Menschen tatsächlich einsamer geworden?
Klaus Michael Beier: Daten zeigen eindeutig, dass die soziale Vereinsamung wächst. Und wenn Menschen sozial isoliert und allein sind, steigen für alle Erkrankungen die Risiken, das lässt sich wissenschaftlich belegen. Bei den kardiovaskulären Erkrankungen, also Herz-Kreislauf-Erkrankungen, steigt sogar die Sterberate deutlich. Das erklärt sich dadurch, dass unser Stresssystem, wenn es einmal beansprucht ist, auf authentische Zuwendung und Unterstützung angewiesen ist, um wieder runterzukommen. Und dafür brauchen wir einen anderen Menschen.
»Vier Umarmungen am Tag von jemandem, den man mag«
Wir brauchen die Nähe anderer Menschen, um gesund zu bleiben, sagt Klaus Beier. Der Direktor des Instituts für Sexualwissenschaft der Berliner Charité erklärt im Interview, was Berührungen im Körper auslösen, warum schon Blicke heilen können, und wie man auch als Single die Nähe bekommt, die man braucht.
