»Ich müsste lernen, normaler zu werden«

Der Sänger Rufus Wainwright im Interview über seine verschiedenen Süchte, den wichtigsten Ratschlag an sein jüngeres Ich und die unheimliche Aktualität des Komponisten Kurt Weill, dessen Lieder er auf seinem neuen Album singt.

Rufus Wainwright, geboren 1973, wurde Ende der Neunzigerjahre mit melodra­matisch-balladeskem Pop bekannt, hat seitdem aber auch zwei Opern komponiert, neun Shakes­peare-Sonette vertont und eine musikalische Hommage an die Film­diva und Sängerin Judy Garland veröffentlicht. Sein neues Album I’m A Stranger Here Myself – Wainwright Does Weill erscheint am 21. November.

Foto: Gunnar Knechtel

SZ-Magazin: Haben Sie einen guten Rat an Ihr jüngeres Ich?
Rufus Wainwright: Finger weg von den Süßigkeiten! Ich habe da leider eine furchtbare Sucht entwickelt. In der Schweiz esse ich Schokolade, in Frankreich Nougat, in England schlimme Schokoriegel.

Und in Deutschland?
Lübecker Marzipan.

Wenn man auf Ihre Musikkarriere zurückblickt, fällt auf, dass diese bereits im Babyalter begann, als nämlich Ihr Vater Ihre Freude darüber, gestillt zu werden, in dem Song Rufus Is A Tit Man verewigte. Ist der großartig oder peinlich?
Ich habe den Song nie peinlich gefunden, im Gegenteil: Ich liebe ihn! Als Kind habe ich höchstens das leicht anzügliche Ende nicht so genau verstanden, wo ich an der linken Brust meiner Mutter nuckle und mein Vater an der rechten, ein ziemlich irres Bild. Aber wenn ich als Kind auf Konzerten meines Vaters war, habe ich oft gerufen: »Sing den Tit-Song, Dad!«