»Die Menschen haben gute Gründe, warum sie das Vertrauen in ihre Regierungen verloren haben«

Die Oxford-Professorin Ngaire Woods bringt Politikern aus aller Welt gutes Regieren bei. Ein Interview über Vertrauen in Zeiten von Corona, die Führungsqualitäten von Frauen und die Frage, warum derzeit vielen Politikern ein moralischer Kompass fehlt.

Ngaire Woods, 57, stammt aus Neuseeland und ist Gründerin und Direktorin der Blavatnik School of Government in Oxford.

Foto: Felicity McCabe

SZ Magazin: Frau Woods, die Corona-Krise konfrontiert Politiker mit großer Unsicherheit, trotzdem müssen sie schnell entscheiden. Schwieriger kann es ja kaum sein, oder?
Ngaire Woods: Doch, das kann es. Aber speziell diese Krise verlangt ein paar Fähigkeiten, die einigen Politikern fremd sind. Viele reagieren in so einer Situation instinktiv, indem sie die Entscheidungsmacht zentralisieren und per Befehl und Kontrolle regieren. Aber bei so einer radikalen Unsicherheit über die Eigenschaften dieses Virus und über die Zukunft müssen Regierungen dezentralisieren, experimentieren und auf diese Weise dazulernen, um dann die Politik und Prozesse auf das umzustellen, was funktioniert.