»Musik ist sehr manipulativ. Sie sagt dir, was du fühlen sollst«

Die Komponistin Hildur Guðnadóttir gewann für ihre Filmmusik in »Joker« einen Oscar. Derzeit läuft ihr neuestes Projekt »Tár« mit Cate Blanchett im Kino. Ein Gespräch über Mut, die dunkle Seite der Musik und die Frage, wie man Radioaktivität zum Klingen bringt.

Die isländische Musikszene bringt besondere Wesen hervor, seit Björk ist Hildur Guðnadóttir jetzt wohl das bekannteste. Guðnadóttir komponiert, spielt Cello und singt. Sie studierte Cello und Elektroakustik in Reykjavík und Berlin, arbeitete mit den Industrial-Pionieren Throbbing Gristle zusammen, spielt in Bands und solo, komponiert für Filme und Theater und gemeinsam mit ihrem britischen Mann den Soundtrack zu einem Videospiel.

Foto: Maria Sturm

Es dämmert, als Hildur Guðnadóttir die Tür des Cafés an der Bergmannstraße in Berlin-Kreuzberg öffnet. Sie tritt nicht ganz ein, sondern bleibt einen Moment lang wie verloren in der geöffneten Tür stehen und schaut, als wüsste sie nicht, was sie hier eigentlich soll.

Guðnadóttir ist 40 Jahre alt und Oscar-Gewinnerin. Sie komponierte die Musik für Joker mit Joaquin Phoenix, berühmt die Szene, in der er ganz in sich versunken die Treppe hinuntertanzt. Musik, zu der man versinken kann, darauf versteht sie sich.