Vergeudete Leben, geraubte Freiheiten

Wolfgang Schmidbauer ist Kriegskind, sein Vater fiel 1944 in der heutigen Ukraine. Vor dem Hintergrund seiner Familiengeschichte denkt der bekannte Psychoanalytiker und Autor über den Ukraine-Krieg nach, über die brutale Gier nach Rohstoffen – und die Hoffnung auf Umkehr.

Ein frisches Grab, darauf ein von einer Kugel durchschlagener Stahlhelm. Der Vater unseres Autors machte dieses Foto, als er Soldat im Zweiten Weltkrieg war.

Foto: Eduard Schmidbauer

Psychologen berichten, dass der Krieg in der Ukraine bei deutschen »Kriegskindern« traumatische Erinnerungen weckt und sie deshalb nicht mehr schlafen können. Auch ich bin ein Kriegskind, 1941 geboren, begleitet von Erfahrungen im Luftschutzkeller und auf einer Flucht vor den anrückenden feindlichen Truppen zum Hof meiner väterlichen Großeltern.

In meiner kindlichen Logik waren wir »Flüchtlinge«, obwohl 60 Kilometer mit einem Leiterwägelchen von Passau nach Deindorf eher ein Abenteuer als ein Trauma waren. Beschützt haben mich wohl die Vernunft und Energie unserer