Hauptgewinn Bundeskanzler 

Sollte man politische Ämter auslosen? Die Idee hat eine bis in die Antike zurückreichende Geschichte – und viele Vorzüge, wie unser Kolumnist findet.

Illustration: Dirk Schmidt

Ich war in Athen. Wir spazierten über das Gelände der antiken Agorá, einst Mittelpunkt des politischen und gesellschaftlichen Lebens der athenischen Demokratie. Etliche Katzen begegneten uns, auch eine Schildkröte, nicht sehr viele Touristen. Die Stimmung war idyllisch. Schließlich gingen wir in das dort gelegene Museum.

Dort fiel mein Auge auf eine große Marmortafel mit vielen waagerechten Schlitzen, sehr erstaunlich und rätselhaft. Es handelte sich um das sogenannte Kleroterion, eine Losmaschine. Jeder Athener Bürger (Bürgerinnen gab es nicht, Frauen hatten keine entsprechenden Rechte) besaß ein Bronzetäfelchen, das mit seinem Namen beschriftet und mit einer Eule gestempelt war. Mit Hilfe dieser Täfelchen, einer Art Ausweis, wurden unter den Bürgern an Gerichtstagen die Posten an den Geschworenengerichten, aber auch politische Ämter verlost.