Mann gegen Katze

Zwei Menschen haben sich ineinander verliebt und wollen zusammenziehen. Das einzige Problem: Er möchte nicht, dass sie ihr Haustier mitbringt. Wer sollte nachgeben? 

Illustration: Serge Bloch

»Ein Freund von mir hat sich in eine Frau verliebt. Sie sich auch in ihn. Sie wollen beide, dass sie in sein Haus zieht. Allerdings: Sie hat eine Katze, die sie mitbringen will. Er will das nicht. Soll sie der Liebe wegen auf die Katze verzichten? Soll er der Liebe wegen die Katze akzeptieren? Okay, ein Haustier einfach wegzugeben ist schon fragwürdig. Und doch: Es ist und bliebt ein Problem. Gibt es da einen Rat?« Wolfgang G., Osnabrück

Je nachdem, wen Sie fragen, werden Sie eine andere Antwort bekommen. Die des betreffenden Mannes und der Frau kennen wir bereits. Ihre klingt hier auch durch, Sie sind eigentlich auf der Seite der Frau, können aber nicht so ganz aus Ihrer Haut, weil Sie ja nun mal der Freund des Mannes sind, der, und so ist das eben, keine Katze in seinem Haus wohnen haben mag. Die Katze können wir nicht fragen, ­beziehungsweise können wir das natürlich schon, aber sie wird uns nicht ihre Antwort geben, die da lautet, dass sie, wenn man sie so fragt, auch nicht in ein Haus von jemandem ziehen will, der sie nicht in diesem Haus haben möchte. Hätte Ihr Freund eine Allergie auf Katzenhaare oder ein anderes ­gra­vierenderes Problem mit Katzen, hätten Sie das erwähnt. Wir können es also ausschließen, weshalb hier unterm Strich nur bleibt: Wille gegen Wille.

Das ist vielleicht nicht die allerbeste Voraussetzung dafür, demnächst harmonisch ­zusammen unter einem Dach zu leben. Das ja nun mal, und wie könnte das nach dieser Geschichte je vergessen werden, ursprünglich das Dach des Mannes war. Sie stellen ­genau die richtigen Fragen: Soll sie der Liebe wegen auf die Katze verzichten? Naturellement pas! Soll er der Liebe wegen die Katze akzeptieren? Aber ja, na klar! Das Gute an Katzen ist ja, dass sie vergleichsweise pflegeleicht sind. Er wird nie mit ihr Gassi gehen müssen oder ihren Kot vom Gehweg auf­heben und, noch warm, in einen Plastik­beutel bugsieren. Was hat Ihr Freund denn groß zu verlieren, außer dem Ruf, in einem katzen­losen Haus zu wohnen? Sie müssen meinen Rat dem Paar bitte nicht weitergeben, das ist nur unter uns, aber wenn ich die Frau mit der Katze wäre, würde ich weiter auf getrennten Wohnungen bestehen, um dem, was man dann vielleicht irgendwann einmal Liebe nennen können mag, eine Chance zu geben.