»Ich würde mich zu gern in eine Kartoffel verwandeln«

In der achten Folge ihres Coronatagebuchs beschreibt Doris Dörrie, was es mit ihr macht, in einer ausschließlich digitalen Welt zu arbeiten – und warum sie einen rasant zunehmenden, rebellischen Bewegungsdrang verspürt.

    Doris Dörrie ist Regisseurin und lebt in München.

    Foto: Brauer Fotos

    Alle Folgen des Coronatagebuchs

    Künstlerinnen, Ärzte, Pfleger, Seelsorgerinnen, Prostituierte: Für das SZ-Magazin schreiben interessante Persönlichkeiten #Coronatagebuch. Alle Folgen finden Sie hier.

    Zoom-Fatigue heißt das schick, worunter ich leide. Ich kann nicht mehr. Habe überhaupt keine Zeit. Sehe meine Kolleg*innen und Produzent*innen mehr als je zuvor. Stunde um Stunde starre ich auf ihre Porträt-Bildchen auf meinem Computer und versuche, in ihren Bildschirmhintergründen Hinweise auf aufregende und bizarre Lebensentwürfe zu finden, leider nur sehr magere Ausbeute. Meistens sind es stinklangweilige und oft erstaunlich geschmacklos eingerichtete Zimmer, aus denen alle anderen sich in mein Zimmer zoomen, das durch ein komplett chaotisches Regal auffällt, was ich mit großer Verspätung bemerke, als alle schon auf digitale Hintergründe von Strand und Weltraum umgestiegen sind, was jede Videokonferenz noch langweiliger macht. Ich arrangiere ein paar hochintellektuelle Bücher hinter mir, nur einen Bruchteil davon habe ich je gelesen.