Dieses irre, widerliche Virenkichern

Warum muss es Oberflächen geben, auf denen sich jede Menge unsichtbarer Kleinkram ansiedeln kann? Und wie könnte man die Welt von den Oberflächen befreien?

Illustration: Dirk Schmidt

In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir gelernt, Oberflächen aller Art mit Misstrauen zu betrachten.

Was genau wartet dort?

Oberflächen sind Landeplätze, Lauerstationen, Lagerflächen, Lungerpositionen für das sattsam bekannte Virus, dessen Namen nicht mehr auszusprechen und hinzuschreiben ich mir geschworen habe (abgekürzt: V,dNnmauhimgh) – und nicht nur dafür, sondern überhaupt für Bedrohungen aller Art, Mikroben, Bazillen, Keime, diesen ganzen ekelhaften unsichtbaren Kleinkram, der uns an die Gesundheit und ans Leben will.

Ja, ich weiß auch, dass V,dNnmauhimgh am liebsten durch Husten oder Niesen übertragen werden möchte. Ja, ich weiß auch, dass seine Lebensdauer auf Oberflächen begrenzt ist, auf Karton ist sie kürzer, auf Kunststoff länger bemessen, jedoch: Was nützt uns das? Husten und Niesen sind weitgehend geächtet, man verbirgt das entsprechende Geschehen in der Armbeuge. Die Oberfläche aber lacht uns nackt entgegen, möglicherweise bedeckt von einem dichten Pelz aus einzelnen V,dNnmauhimgh, die alle miteinander nicht zu sehen, nicht zu fühlen, nicht zu riechen sind. (Nur wer sehr genau hinlauscht, hört dieses irre, widerliche Virenkichern, das V,dNnmauhimgh von allen anderen Kleinstwesen unterscheidet.)