Das Beste aus meinem Leben

Im Urlaub auf Sizilien habe ich ein seltsames Tier kennengelernt: das Kakel. Und das kam so.Wir hatten uns ein Auto gemietet und fuhren von Agrigent nach Palermo, da wurde es kritisch im Wagen, weil nämlich Sophie begann, sich zu langweilen. Und wenn ein Kind sich langweilt, jammert es herum, und wenn ein Kind herumjammert, wird es laut, und wenn es laut wird, wird es anstrengend, und wenn es anstrengend wird, ist es nicht mehr schön, und wenn es nicht mehr schön ist, hätte man auch daheimbleiben können.Also sagte Paola: »Sophie, wir lernen Italienisch.«»Ja«, sagte Sophie.»Du sagst Wörter, und ich sage dir, wie sie auf Italienisch heißen.«»Ja.«»Also?«…»Sophie?«»Ja?«»Du musst ein Wort sagen!«»Ich weiß kein Wort.«»Natürlich. Sag einfach etwas!«»Ähm… Auto.«»Also, Auto heißt macchina.«»Straße.«»Straße heißt strada.«»Ähm… Und was heißt Kakel?«»Kakel? Was ist denn ein Kakel?«»Weiß nicht.«Sofort herrschte gespannte Aufmerksamkeit im Wagen. »Ist das ein Tier?«, fragte Luis. »Hat es Beine?«, fragte ich. »Welche Farbe haben seine Augen?«, fragte Paola.Es stellte sich heraus, dass ein Kakel ein Tier ist, so groß wie ein Pudel. Dass es aber nur zwei Beine hat und dafür noch zwei Arme. Dass seine Augen grün sind. Und dass es in Essen wohnt.»Wieso in Essen?«, fragte ich.»Ich glaube, weil Sibylle aus Essen ist«, sagte Paola. Sibylle ist Paolas beste Freundin. Sie war vor unserer Reise zu Besuch gewesen und hatte Sophie eine schöne Puppe mitgebracht.»Und was frisst so ein Kakel?«, fragte ich.»Sand.«»Und was noch?«»Papas«, sagte Sophie sehr ernst.»Papas!«, rief ich. »Dann frisst es ja mich! Ich habe Angst!«Sophie lachte. Aber mehr war aus ihr nicht herauszubekommen über das Kakel. Und damit sie nicht wieder anfing, sich zu langweilen, machten Paola, Luis und ich ein Gemeinschaftsgedicht über das Kakel. Damit waren wir bis Palermo beschäftigt. Hier ist es:Es war einmal ein Kakeltier,das hätt’ mich gern gefressen.Doch bin ich leider nun mal hier.Das Kakel wohnt in Essen. Es kommt also nicht an mich ran.Es kriegt mich nicht zu fassen.Es jammert laut: »Oh Mann! Oh Mann!Ich könnte Hacke hassen!Ich fräß’ ihn gern mit Haut und Haar,mit Öl und Petersilien.Ich briet’ ihn in der Pfanne gar.Doch ist er in Sizilien.«Ist das nicht ein Debakel?Fürs Kakel?Geht so, oder? Die Dichtung muss dem Leben dienen, sage ich immer. Wir dichteten und hatten Ruhe, bis Palermo. Und Sophie hat es gefallen.

Illustration: Dirk Schmidt