Ein Blumenstrauß für die Demokratie

Bei einem Spaziergang durch Berlin-Neukölln erkennt unser Kolumnist zwischen Sperrmüll und Rütli-Schule, wie viel Kraft dieses Land hat, wenn es sich die richtigen Ziele setzt.

Illustration: Dirk Schmidt

Kürzlich war ich für ein paar Tage in Berlin-Neukölln. Einige Freunde wohnen da oder haben ihre Büros in der Gegend, in Rixdorf, um genau zu sein, dem um den Richardplatz fast dörflich anmutenden Viertel zwischen Karl-Marx-Straße und Sonnenallee. Früher hieß ganz Neukölln Rixdorf. Das wurde 1912 geändert. Rixdorf hatte damals einen schlechten Ruf, es war prekär. Rixdorfer war ein Synonym für Kriminelle, Proleten oder, für den Kaiser schlimmer, Sozialdemokraten.

Dem wollte man entgegenwirken, Neukölln klang besser und wurde 1920 ein Berliner Bezirk. Heute hat Neukölln einen schlechten Ruf, gilt als prekär, und Neuköllner sei, las ich im Tagesspiegel, »fast ein Synonym für Hartz-IV-Empfänger oder Migrant«. Andererseits gibt es junge Leute, die an der Zukunft arbeiten. Und weder ein Hartz-IV-Empfänger oder ein Migrant sind per se was Schlechtes.