»Erwachsene müssen die Zurechtweisungen am Tisch sein lassen«

Der Familien-Esstisch – Ort größten Glücks, aber auch etlicher Konflikte: Die Familientherapeutin Christine Ordnung verrät, wie Mahlzeiten auch an Festtagen entspannt bleiben, warum Tischmanieren nur für Erwachsene gelten sollten und welche Folgen es hat, wenn »der Hochstuhl zum Thron wird«.

Wenn es am Familientisch gut läuft, leuchtet alles vor Glück. Wenn es schlecht läuft: Hallo Magengeschwür.

Foto: Klaus Vedfelt / Getty Images

SZ-Magazin: Frau Ordnung, was ist der Unterschied zwischen Brokkoli und Popel? 
Christine Ordnung: Hm. Da fielen mir jetzt mehrere ein.

Meine achtjährige Tochter hat mir empfohlen, damit das Interview zu eröffnen. Ihre eigene Antwort darauf ist eine Gegenfrage: Hast du schon mal ein Kind gesehen, das freiwillig Brokkoli isst? 
Nicht schlecht! Mag ich. Eltern sind heute irre nervös, wenn es ums Thema Essen geht. Beim Brokkoli etwa dreht es sich um das große Diktat des Gesunden.

»Der ist sooo gesund!«, sagt man, um ihn anzupreisen. 
Da schmeckt selbst ein frisch gepresster Organgensaft nicht mehr. Das verdirbt den Appetit.