»Der Herd ist ein prima Feld für Machtkämpfe«

Gemeinsames Kochen kann versteckte Beziehungsprobleme offen legen. Die Berliner Paartherapeutin Tina Steckling klärt auf, warum Kochen viel mit Macht und Kontrolle zu tun hat – und wie gemeinsame Mahlzeiten kriselnde Beziehungen stärken können.

»Du schneidest die Stückchen immer zu groß«: Beim Kochen sollten Paare klären, wer die Kochmütze aufhat, sonst kann es krachen.

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SZ-Magazin: Wenn Paare zusammen kochen, wird selbst die Größe der Zwiebelwürfel zur Frage der Weltanschauung. Ist Harmonie am Herd überhaupt möglich?
Tina Steckling: Ich denke schon. Es hilft, wenn die Rollen klar definiert sind.

Heißt das, einer muss Chef spielen?
Genau, einer sollte sozusagen die Kochmütze aufhaben. Der Herd ist ein prima Feld für Machtkämpfe. Es kommt vor allem dann zu offenen Konflikten, wenn beide dominantere Persönlichkeiten haben. Kochen hat viel mit Kontrolle zu tun, mit Macht, mit Bestimmen. Jeder glaubt dabei, die eine Wahrheit zu kennen, wie groß die Zwiebelwürfel sein sollten. Wer in der Beziehung ohnehin zu Streit neigt, sollte also lieber vorher absprechen, wer was kocht und dann auch tatsächlich den anderen seine Aufgaben erledigen lassen, ohne dazwischen zu funken. Im Zweifel sollte man bei großem Hunger lieber vor dem Kochen schon mal eine Kleinigkeit essen. Ein knurrender Magen begünstigt Streit.