»Am Herd muss immer einer der Boss sein«

Wenn Paare zusammen kochen, gibt es oft Gerangel. Wie vermeidet man Streit um Zwiebelstückchen-Größen und Ablösch-Zeitpunkte? Die Kochquartett-Kolumnistin Caroline Autenrieth und ihr Mann, der Spitzenkoch José María González Sampedro, über das Kochen als Team und die Liebe am Herd.

Foto: Firas Alhasan Al-Assaf

SZ-Magazin: Sie führen gemeinsam das Lokal Waldhorn in Stuttgart. Seit wann kochen Sie zusammen? 
Caroline Autenrieth:
Seit zehn Jahren. Wir haben beide im Petit Nice in Marseille gearbeitet. José war dort der Vorspeisenchef, ich kam direkt nach meiner Lehre als Commis de Cuisine, also als Jungköchin.
José María González Sampedro: Wir waren zu fünft. Ich aus Spanien, Caroline aus Deutschland, dann hatten wir noch einen Japaner, einen Brasilianer und eine Französin aus La Reunion.

Inzwischen sind Sie verheiratet und haben zwei Kinder. Offenbar war José ein netter Chef.
Caroline Autenrieth: Nee. Doch, also er war mir nicht unsympathisch. Aber das Petit Nice hat ja drei Sterne, und die Atmosphäre in so einer Küche ist nicht nett.
José María González Sampedro: Fast wie beim Militär.
Caroline Autenrieth: Die Arbeit ist ganz klar strukturiert. Was José sagte, galt ohne Widerrede, es musste alles so und so ablaufen, alles musste perfekt sein. Da gibt’s keinen Raum für Witze oder Lockerheit. Als Vorspeisenchef hatte er die Aufgabe, alle Teller zu kontrollieren, die wir gemacht haben, auch meine.
José María González Sampedro: In Frankreich ist es schon ein bisschen strenger also sonstwo. Und wenn du nicht Franzose bist, ist es noch ein bisschen schwerer. 
Caroline Autenrieth: Genau, für eine deutsche Frau ist es doppelt schwer. Wir waren zwei Frauen unter 18 Männern. Und dann als Deutsche: Im Zweiten Weltkrieg haben deutsche Soldaten die Inhaberfamilie aus dem Lokal geschmissen und Panzer am Ufer davor aufgebaut – schrecklich. Am Anfang habe ich das schon ein bisschen zu spüren gekriegt. Ein Kollege hat mich mit Heil Hitler begrüßt. Natürlich völlig unterirdisch, aber überhaupt nicht böse gemeint, eher als Witz.