»Die Menschen kommen nicht, um einfach nur gut zu essen«

Der Koch Massimo Bottura stand kurz vor der Pleite. Heute gilt sein Restaurant als das beste der Welt. Was ist passiert?

Massimo Bottura liebt Mode, ist mit dem Chefdesigner von Gucci befreundet und trägt auch zur Kochjacke gern Jeans, deren Gesäßtaschen mit Tigerköpfen bestickt sind.

Foto: Alberto Bernasconi/laif

SZ-Magazin: Restaurant-Rankings führen Sie als derzeit besten Koch der Welt. Aber Ihre Mutter sagte in Interviews gern: »Ich koche besser als Massimo!«
Massimo Bottura: Tja, am Ende war sie eben Italienerin, sie konnte gar nicht anders. Wir Italiener sind so, die Esskultur ist Teil unserer DNA.

Aber was gab ihr dieses Selbstbewusstsein?
Bei uns gibt es bis heute eine Verbundenheit mit der eigenen Region und Familie, die fast verrückt ist. Meine Mutter hat diesen Satz gesagt, weil ihr wichtigster Parameter für Vergleiche die Tortellini waren, die sie selbst machte. Das Rezept für diese Tortellini hatte sie natürlich von ihrer Mutter geerbt, die es wiederum von ihrer Mutter hatte. Es wurde also immer so gemacht. Die Nudelfüllung enthält ein exakt einzuhaltendes Mengenverhältnis aus Kalb- und Schweinefleisch, viel Schinken, sehr wenig Mortadella und einem Hauch Muskat. Genau darauf war ihr Gaumen ihr Leben lang geeicht. Meine Tortellini sind anders als ihre. Und für sie war »anders« gleichbedeutend mit schlechter.